Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

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kalleleo
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Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von kalleleo »

Jeder kennt das: Loch verfehlt. Beim Anfänger passiert es ständig, bei Profis selten. Aber es passiert. Aber warum? Hier ein paar Gedanken zum Diskutieren.

Die Situation: Der Plan ist gefasst, du beugst dich herunter zum Stoß, du stößt, und... verschossen! Zwei Fragen kommen auf: Hast du beim Anvisieren das sichere Gefühl gehabt, die richtige Stelle anzuvisieren (in dem Sinne: etwas weiter links oder rechts, und das gute Gefühl ist nicht mehr da)? Hast du den Objektball auch genau da getroffen, wo du es haben wolltest? Hier die vier möglichen Fälle hinsichtlich dieser beiden Fragen:

    Fall 1: Beim Anvisieren gespürt "es passt" - NEIN. Anvisierten Punkt getroffen - NEIN.
    Fall 2: Beim Anvisieren gespürt "es passt" - NEIN. Anvisierten Punkt getroffen - JA.
    Fall 3: Beim Anvisieren gespürt "es passt" - JA. Anvisierten Punkt getroffen - NEIN.
    Fall 4: Beim Anvisieren gespürt "es passt" - JA. Anvisierten Punkt getroffen - JA.

Zu Fall 1: Dir fehlt Reproduzierbarkeit, Lochen ist bei dir nur Zufall. Mache das Anvisieren der Objektballs zum festen Bestandteil deines Stoßes. Denke über die Entwicklung einer festen Stoßroutine nach.

Zu Fall 2: Du triffst zwar, wo du hinzielst, bist dir aber nicht sicher, wohin du überhaupt zielen sollst. Deine Technik ist okay, aber entweder dir war der Stoß gerade nicht so wichtig wie er sein sollte, oder aber es fehlt dir an Erfahrung für die richtigen Winkel. Im ersten Fall achte auf Konzentration und Fokussierung, in zweiten Fall sollte durch die Praxis mit der Zeit das Gefühl für den richtigen Anspielpunkt kommen.

Zu Fall 3: Deine Stoßtechnik ist fehlerhaft. Das kann an vielem liegen: Stand, Augendominanz, Schwingen des Stoßarms, unstabiler Bock, (bei Effetspiel) falsche Einschätzung des Versatzes deines Queues. Solltest du das Technik-Problem nicht selbst beheben können, dann hol dir Rat bei einem erfahren Spieler oder besser noch bei einem Trainer.

Zu Fall 4: Wenn sich das "es passt" auf das Lochen bezieht, dann ist dein Gehirn, was den richtigen Winkel betrifft, etwas "fehlprogrammiert", aber dafür ist die Technik okay. Korrigiere dein Winkelgedächtnis sowohl durch Analysieren, wieviel und in welche Richtung du dich in verschiedenen Situationen verschätzt. Dann korrigiere dich und übe die richtigen Winkel so lange, bis es in dein Gefühl übergeht. Aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass du dich beim "es passt" nur auf das Stellungsspiel (Weg/Ablage der Weißen) konzentriert hast, dann übe, dich auf beides zu konzentrieren.

Ergänzungen/Korrekturen?
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Dreiecksklave
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von Dreiecksklave »

Denke, das ist komplexer als beschrieben.
Den meisten aus der "Danebenschießabteilung" fehlt oft nach dem Stoß die analytische Sicherheit zu sagen was falsch war.
Oder sie glauben es war alles richtig, war es aber nicht.... z. B. im Stoß hochgegangen oder das Handgelenk gedreht.
Wenn du 2-3 Jahre spielst und merkst, die Bemühungen des Trainings laufen ins Leere , dann hilft nur ein professioneller Trainer.
.....meine Meinung...
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kalleleo
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von kalleleo »

Dein Beispiel fällt in Fall 3, und das habe ich da ja auch so beschrieben. Aber du hast Recht, ich glaube auch, dass es viel komplexer ist, und ich hoffe ja deswegen auf Ergänzungen. Für manchen kann es aber auch jetzt in dieser einfachen Form ein hilfreicher Denkanstoß sein.

Übrigens denke ich, dass je nach Form jeder Fall auftreten kann. Wenn die Konzentration futsch ist sogar Fall 1 trotz jahrelanger Erfahrung.

Und dann hängt es auch von der konkreten Kugel-Konstellation ab: Bei mir selbst tritt bei schweren Winkeln vermehrt Fall 2 ein, d.h. ich bin mir über den anzuspielenden Punkt gefühlsmäßig nicht so sicher wie bei kleinen Winkeln. (Geht's nur mir so?)
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von DerPiekser »

Hallo Kollege,
aus meiner Sicht ist das Thema viel zu unkonkret und beliebig komplex, als dass man es hier in einem Forum klären könnte.
Viel sinnvoller wäre es, wenn Du Dich an einen guten Spieler oder Trainer wendest. Dann kannst Du Deine Probleme in wenigen Minuten besprechen, und vor allem zielgerichtet eine entsprechende Lösung erhalten.

Wenn mein Hund Durchfall hat muss ich auch zum Tierarzt fahren, und kann keine halbwegs eindeutige Diagnose per Email anfordern. :bel:

Viel Erfolg dabei,
Gruß Stecher
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von Schopi68 »

DerPiekser hat geschrieben:Hallo Kollege,
aus meiner Sicht ist das Thema viel zu unkonkret und beliebig komplex, als dass man es hier in einem Forum klären könnte.
Viel sinnvoller wäre es, wenn Du Dich an einen guten Spieler oder Trainer wendest. Dann kannst Du Deine Probleme in wenigen Minuten besprechen, und vor allem zielgerichtet eine entsprechende Lösung erhalten.

Wenn mein Hund Durchfall hat muss ich auch zum Tierarzt fahren, und kann keine halbwegs eindeutige Diagnose per Email anfordern. :bel:


Wie Du schon sagst: zum Tierarzt fahren. Der "gute Spieler" entspricht jedoch dem Hundehalter von nebenan. Der fällt damit also schonmal aus dem Raster. :vew:

Bei C-Trainern bin ich inzwischen auch schon sehr vorsichtig. Tiermedizinstudent nach der ersten Zwischenprüfung. :zun:

Ja, ein Trainer ist sinnvoll. Doch er kann nur eine Hilfe beim Aufbau des eigenen Wissens und der eigenen Erfahrung sein - und zu diesem gehört neben der Spielpraxis auch die Beschäftigung mit der Theorie und vor allem die Selbstreflektion. Zu letzterer gehört dann die Frage nach dem "Warum", welche auch theoretisch in einem Forum diskutiert werden kann.
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von Schopi68 »

Dreiecksklave hat geschrieben:Denke, das ist komplexer als beschrieben.
Den meisten aus der "Danebenschießabteilung" fehlt oft nach dem Stoß die analytische Sicherheit zu sagen was falsch war.
Oder sie glauben es war alles richtig, war es aber nicht.... z. B. im Stoß hochgegangen oder das Handgelenk gedreht.
Wenn du 2-3 Jahre spielst und merkst, die Bemühungen des Trainings laufen ins Leere , dann hilft nur ein professioneller Trainer.
.....meine Meinung...


Inzwischen gelange ich mehr und mehr zur Erkenntnis, daß die bekannten Fehler wie "im Stoß hochgegangen", "im Stoß verrissen"... vielfach nur ein Symptom sind, der Versuch der Korrektur eines erst im Stoß bewusst gewordenen Fehlers. Und dieser Fehler wird oftmals nichtmal von einem Trainer erkannt - wie will dieser (um ein Beispiel zu nennen) sehen, daß der Spieler nach dem Anvisieren aus dem Stand die Hand ein paar mm versetzt auf den Tisch gelegt hat?
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von DerPiekser »

Hallo Schopi,
nichts gegen Dich, aber wenn man Deine Statements liest, dann kommt man zu der Auffassung, dass Billard lediglich autodidaktisch erlernt werden kann. Und das ist nach meiner Ansicht völliger Bullshit! Ein guter Spieler wie ein guter Trainer können exzellente Beobachter sein.
Gruß Stecher
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von Rattapeng »

Schopi68 hat geschrieben:
Dreiecksklave hat geschrieben:Denke, das ist komplexer als beschrieben.
Den meisten aus der "Danebenschießabteilung" fehlt oft nach dem Stoß die analytische Sicherheit zu sagen was falsch war.
Oder sie glauben es war alles richtig, war es aber nicht.... z. B. im Stoß hochgegangen oder das Handgelenk gedreht.
Wenn du 2-3 Jahre spielst und merkst, die Bemühungen des Trainings laufen ins Leere , dann hilft nur ein professioneller Trainer.
.....meine Meinung...


Inzwischen gelange ich mehr und mehr zur Erkenntnis, daß die bekannten Fehler wie "im Stoß hochgegangen", "im Stoß verrissen"... vielfach nur ein Symptom sind, der Versuch der Korrektur eines erst im Stoß bewusst gewordenen Fehlers. Und dieser Fehler wird oftmals nichtmal von einem Trainer erkannt - wie will dieser (um ein Beispiel zu nennen) sehen, daß der Spieler nach dem Anvisieren aus dem Stand die Hand ein paar mm versetzt auf den Tisch gelegt hat?



Sehr guter Ansatz- bzw Aufführung :-) Schöne Antwort Schopi!

Hier fängts meiner Meinung nach IMMER an-
Eine Kamera lügt nie! Und um Fehlerquellen wirklich zu allererst mal ausfindig zu machen, gehört neben einer riesengrossen Menge an Erfahrung/Wissen auch das nötige Equipment.
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Re: Phänomen "Verschießen" (nicht gelocht)

Beitrag von Schopi68 »

DerPiekser hat geschrieben:Hallo Schopi,
nichts gegen Dich, aber wenn man Deine Statements liest, dann kommt man zu der Auffassung, dass Billard lediglich autodidaktisch erlernt werden kann. Und das ist nach meiner Ansicht völliger Bullshit! Ein guter Spieler wie ein guter Trainer können exzellente Beobachter sein.
Gruß Stecher


da hast Du mich mißverstanden.
Billard kann nur von wenigen begabten autoditaktisch erlernt werden.
Ich schreibe eigentlich auch nirgends, daß man auf einen Trainer verzichten solle. :zwi:

Doch was ich sage ist, daß ein Trainer alleine nicht das Allheilmittel ist und gerade die selbsternannten Trainer oftmals mehr kaputtmachen als verbessern. Ein guter Spieler als "Trainer" taugt m.E. nach nur dazu, einem völligen Anfänger die ersten Basics beizubringen. Selbst von Bundesligaspielern habe ich schon haarsträubende Aussagen gehört, die das Gegenteil dessen sind, was ausgebildeter Trainer sagen. Und hierin liegt imho eines der Hauptprobleme dieser Vorgehensweise (über selbsternannte Trainer): es wird keine einheitliche Lehrmeinung wiedergegeben, teilweise werden sogar sich widersprechende Meinungen verbreitet, je nachdem, an wen man kommt. Und das ist für einen Schüler eine sehr ungünstige Kombination. Da sagt der eine "achte auf Deine Augendominanz" - später kommt dieser Schüler zu einem guten Trainer und bekommt dort zu hören: "scheiß drauf, mach Dir über die Dominanz keinen Kopf"...
Ähnliches konnte ich auch schon beim Stoßablauf, pre-shot-routine, Spielaufbau miterleben.

Die rein autodidaktische Vorgehensweise hat hier auch einen großen Nachteil:
der Schüler muß selber herausfinden, welche Lehrmeinung nun die richtige (für ihn) sein könnte. Sei es, weil nicht jede Lehrmeinung für jedes Individuum taugt, oder vielleicht auch, weil manche Lehrmeinung einfach falsch ist - das steht dann aber nicht in den Büchern oder auf den Webseiten. Der unerfahrende autodidaktische Anfänger kann so schnell mal die ersten 5 Jahre seiner Billardkarriere damit verbringen, Lehrmeinungen zu probieren und wieder zu verwerfen, was seinen Fortschritt verzögert.
Aufgabe eines guten Trainers ist es hier, die einzelnen Lehrmeinungen zu kennen und bewusst eine Auswahl zu treffen, damit kann er dem Schüler Jahre des Irrwegs (und der möglicherweise ungünstig antrainierten Fehler) ersparen. Wichtig ist hier aber, daß dieser Weg dann auch weiter begangen wird und nicht der nächste dahergelaufene "Trainer" wieder alles umzukrempeln versucht.

Das ist jetzt aber auch nur meine Meinung basierend auf meinen Erfahrungen mit allen möglichen Arten von Trainern, die letztlich aber ohne Belang sind, denn nach meinen gerade gemachten Aussagen dürfte man auf mich als Nicht-Trainer eigentlich auch nicht hören. :sta:

p.s. was man aber wirklich sagen muß: wenn aus eigener Kraft kein Fortkommen mehr erkennbar ist, dann kann jeder externe Trainer hilfreich sein.
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