Der WM gehen die Stars aus

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Klaus
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Der WM gehen die Stars aus

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Früher war Paul Hunter der David Beckham des Snooker, ein blonder Sonnyboy und - wenig überraschend - vor allem beliebt bei den weiblichen Snooker-Fans. In diesem Jahr saß der 27-jährige Spieler blass und glatzköpfig während eines Turniers im Sessel, zog sich einen Schuh aus und versuchte, wieder Gefühl in seinen Fuß zu bekommen. Paul Hunter unterzieht sich seit letztem Sommer einer Chemotherapie nach der anderen. Er hat Darmkrebs.
Paul Hunters Geschichte ist die wohl dramatischste dieser Snooker-Saison. Dabei mangelte es an überraschenden Entwicklungen in den vergangenen Monaten nicht. Ein Publikumsliebling nach dem anderen wurde Spiel für Spiel in der Weltrangliste nach unten durchgereicht. Und so beginnt die Weltmeisterschaft ohne eindeutigen Anwärter auf die begehrteste Trophäe der Snooker-Welt und mit der Sorge, wieder könnten populäre Garanten für gute Einschaltquoten zu früh ausscheiden.


Diese Garanten sind nicht die üblichen Hochleistungs-Sportler, sondern die Charaktere. Charaktere wie Jimmy White, bekannt für seine Trinkexzesse und Touren durch legale und illegale Spielcasinos Großbritanniens. Wenn Jimmy White nicht bei der WM das Auftaktspiel gewinnt, fällt er aus den Top 32 der Weltrangliste heraus. Genauso wie Paul Hunter. Was nicht nur einen bedeutenden Prestigeverlust, sondern auch ein deutlich sinkendes Einkommen bedeuten würde.


Auch von Ronnie O'Sullivan war in dieser Saison bislang fast nichts zu sehen. Nichts von dem schwerelosen und genialen Spiel, das den „Mozart am Snooker-Tisch“ auszeichnet. Der 30-Jährige schwebte in den vergangenen Monaten nicht ein einziges Mal in seiner unvergleichlichen Präzision um den Tisch, um eine Kugel nach der anderen in den Taschen zu versenken. Stattdessen schied er gleich bei zwei Turnieren in den ersten Runden aus. Bei den Welsh Open erschien der Exzentriker aus Essex mit bandagierter Hand. „Ein Trainingsunfall beim Boxen“, so die offizielle Begründung. Hinter (gesunder) vorgehaltener Hand hieß es jedoch, Ronnie habe wohl mal wieder sein Temperament nicht zügeln können. Wie viele Runden er bei der Weltmeisterschaft durchhält, wird nun davon abhängen, ob der zu Depressionen neigende O'Sullivan die richtige Einstellung bis zum Wettkampfbeginn wiederfindet. So recht glaubt derzeit keiner daran.


Dass in dieser Saison kein Spieler wirklich konstant gut gespielt hat - mit der Ausnahme von John Higgins - , liegt jedoch nicht ausschließlich an persönlichen Krisen. „Man kann Snooker spielen derzeit nicht als Job betrachten“, empörte sich der walisische Snooker-Star Matthew Stevens vor wenigen Tagen gegenüber der BBC. „Die Leute reden über die Weltrangliste, aber wie kann man Spieler bei nur sechs Turnieren bewerten? Golf hat 40 Turniere im Jahr. Wir hatten in diesem Jahr Turniere in Malta und China, aber das Preisgeld ist fürchterlich. Es ist ein einziges Durcheinander.“


Der Dachverband, die World Snooker Association, hat Finanzsorgen. Das Geld von Medien und Sponsoren fließt zurzeit nicht so üppig. In diesem Jahr gab es daher nur noch sechs Weltranglistenturniere, zwei weniger als im letzten Jahr. Und selbst diese acht Turniere fanden Spieler und Fans schon zu wenig. Bei der WM sind die Preisgelder im Vergleich zum vergangenen Jahr um insgesamt 400 000 Euro zurückgegangen. Auf den Sieger warten immerhin noch stattliche 287 000 Euro, aber auch das sind 70 000 Euro weniger als im Vorjahr.


Und nun schwebt über der WM, auch noch die Sorge, dass die Publikumslieblinge in den ersten Runden ausscheiden könnten. In den Internet-Foren interessieren sich nach wie vor die meisten dafür, wie es Ronnie O'Sullivan, Matthew Stevens und Jimmy White geht. Und ob sich Paul Hunter bei seinem WM-Auftakt-Spiel gegen Neil Robertson am Ostermontag wieder die Schuhe ausziehen muss.


[KStA]

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