Tankred Volkmer ist überglücklich

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Jens
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Tankred Volkmer ist überglücklich

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Auch wenn es bei der Pool-EM nicht ins Finale reichte.


Happy End für den Althütter Tankred Volkmer bei den Pool-Billard-Europameisterschaften der Rollstuhlfahrer. Nachdem er sich in der Disziplin 8-Ball nur auf Platz 13 eintragen konnte verdiente er sich durch einen Kraftakt im 9-Ball noch die Bronzemedaille und fand so ein glückliches Ende.





Fünf Tage lang, vom 28. März bis 1. April, kämpften 24 Rollstuhlfahrer aus zwölf Nationen um die beiden Titel des Europameisters im Brandenburger Stahlpalast. Das Turnier gliederte sich in die Titelkämpfe der Herren und Damen ein und begann mit der Disziplin 8-Ball. Das deutsche Team, bestehend aus Tankred Volkmer, Jo Schuler (Ulm) und Dirk Recktenwald (Fulda), ging optimistisch ins Rennen. Pech dabei: Recktenwald und Schuler mussten in der ersten Runde gleich gegeneinander antreten. Letztenendes hatte der Hesse die Nase vorne und zog wie Volkmer (5:2 über den Ukrainer Dzhulaj) in die zweite Runde. Dort war Recktenwald erneut erfolgreich (5:4 über den Ukrainer Kuznetsov) und dem Viertelfinale schon sehr nahe. Nach klaren Niederlagen über den späteren Sieger Täthi (Finnland) und Duffy (Großbritannien) blieb ihm aber nur der 9. Platz. Soweit schafften es die Teamkollegen leider nicht. Jo Schuler musste in seiner zweiten Begegnung die zweite Niederlage einstecken und frühzeitig die Segel streichen. Ähnlich erging es Volkmer. Im gelang zwar noch ein weiterer Sieg über den Slowaken Benko, bei dem Briten Duffy kam aber das verfrühte Ende. Einen 0:3-Rückstand konnte der für Birkmannsweiler und Backnang spielende Volkmer zwar noch in ein 4:3 umwandeln, aber zwei schwere Matchbälle verfehlten ihr Ziel knapp. Ohne deutsche Teilnahme fanden die Achtelfinalbegegnungen statt und der Wettbewerb endete exakt gleich wie im Vorjahr: Gold für Tähti (Finnland) vor Larson (Schweden) und den Drittplazierten Kimberley (Großbritannien) und Dinsmore (Irland).





Von Links: Recktenwald, Volkmer, Schuler


In der Disziplin 9-Ball sollten sich aber neue Gesichter ins Rampenlicht spielen. Man konnte kaum erahnen, dass die Erstrundenbegegnung zwischen dem Briten Karl Read und Tankred Volkmer das Duell der späteren Bronzemedalliengewinner werden sollte. Volkmer entschied dieses Duell mit 7:4 für sich und sah sich der nächsten schweren Aufgabe gegenüber. Mit Henrik Larson (Schweden) musste er für den direkten Weg ins Viertelfinale den Titelverteidiger aus dem Weg räumen, was allerdings misslang. Bei der 5:7-Niederlage ging es sehr knapp her und ärgerlich für Volkmer, dass ein Materialfehler die letzte Partie entschied. Aber auf der Verliererseite ließ er nicht locker. Nachdem sein nächster Kontrahent, der Ukrainer Kuznetsov, erst gar nicht antrat folgte ein 7:2-Erfolg über Radzevicius (Litauen). Ein Sieg trennten den Schwaben noch vom erhofften Ziel, der Teilnahme am Viertelfinale. Und diese Begegnung gegen den Briten Matthew Gleaves war nichts für schwache Nerven. Mit 5:6 stand Volkmer bereits mit dem Rücken zur Wand um dann doch noch den Spieß zu drehen. Nach über zwei Stunden Spielzeit riss er das Queue in die Höhe. Das Viertelfinale war erreicht, allerdings ohne seine Teamkollegen die auf der Strecke blieben. Jo Schuler musste bei seiner ersten Teilnahme an einem Großereignis noch Lehrgeld zahlen. Zu beeindruckt von der Atmosphäre konnte er sich nicht wie gewohnt auf sein Spiel konzentrieren und kassierte zwei Niederlagen gegen Gleaves und Baert (Belgien). Nicht viel besser erging es Recktenwald: Nach einem Freilos gab´s zwei böse Klatschen von Kimberley und Read (beide Großbritannien).





Die Aussichten auf Edelmetall stiegen hingegen bei Tankred Volkmer. Auf den ersten Blick schien ihm das Pech bei der Auslosung hold zu bleiben, aber Volkmer freute sich richtig auf das erneute Duell gegen den Titelverteidiger Larson. Dementsprechend gelassen nutzte er auch jeden kleinen Fehler seines ewigen Konkurrenten gnadenlos aus und als das Endergebnis 7:1 für Volkmer zu Buche stand staunte jeder überrascht und gleichzeitig begeistert. Bereits mit Bronze bestückt wollte er nun im Halbfinale alles. Doch was in der Begegnung zuvor geklappt hatte war plötzlich eine Bruchlandung. Selbst einfachste Stöße wurden zur Stolperfalle: „Ich hätte noch stundenlang weiterspielen können,“ so Volkmer, „aber es hat überhaupt nichts mehr geklappt!“ Die 0:7-Niederlage nahm er mit Humor und ließ sich die Freude an der Bronzemedaille nicht nehmen. Zumal ihn eine weitere gute Nachricht erreichte: Das Backnanger Versicherungsbüro Eblen GmbH will dem Rollstuhlsportler zukünftig finanziell unter die Arme greifen. Und bei der abschliessenden Siegerehrung auf der Sportlerparty erhielten nicht nur Volkmer neben dem britischen Trio Kimberley (Gold), Duffy (Silber) und Read (Bronze) ihre Medaillen. Eine extra Auszeichnung bekam Volkmers Glücksbringer, ein Deutschland-Bär, von den Schiedsrichtern des Turniers für das Fair-Play Volkmers. Im Halbfinale versenkte er die gewinnbringende Neun mit einem Foul, das weder Schiedsrichter noch Gegenspieler erkannten. Tai Volkmer hingegen gab den Fehler ohne mit dem Auge zu zucken zu.
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