Pool statt Fußball - Leipziger Billardtalent fährt zur WM

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
Klaus
Posthum Ehrenmitglied
Posthum Ehrenmitglied
Beiträge: 7285
Registriert: 31.07.04 00:00
Reputation: 3
Wohnort: München

Pool statt Fußball - Leipziger Billardtalent fährt zur WM

Beitrag von Klaus »

Bild
Hochkonzentriert steht er da, den Queue sauber zwischen Daumen und Zeigefinger aufgelegt, die weiße Kugel im Visier. Stoffhose, rotes Hemd und gegelte Haare komplettieren den professionellen Eindruck.
Der Leipziger Dominic Jentsch ist alles andere als ein "normaler" 13-Jähriger am Billardtisch. Er ist vielmehr eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Billardsport.


Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft scheinen geschaffen zu sein: Tägliches Training im "eigenen" - Vater Enrico Jentsch ist Besitzer des Billardlokals in Miltitz - Vereinsheim, ein gut organisiertes Umfeld und bereits einen Fuß in der Tür des internationalen Billardgeschehens. Seit diesem Jahr darf er sich bereits Europameister im Mannschaftswettbewerb nennen und am heutigen Mittwoch folgt sein nächster Auftritt auf der internationalen Bühne. In Velden am Wörthersee (Österreich) beginnt die Jugendweltmeisterschaft UF19 im Poolbillard. "Einen Platz unter den besten Zehn" erhofft er sich, dafür hat er zuletzt besonders fleißig geübt. Drei bis vier Stunden trainiert der Schüler vom Gymnasium Markranstädt täglich, einmal wöchentlich mit Coach Tom Damm, dem amtierenden Senioren-Europameister.


Die Schule komme trotz allem nicht zu kurz, versichert Dominic lächelnd. "Nach Unterrichtsschluss um halb drei macht er zwei Stunden Hausaufgaben und dann geht es ab an den Tisch", bestätigt auch sein Vater und Mentor Enrico Jentsch. Zumal sich durch den Billardsport offensichtlich auch Vorteile in der Schule ergeben: "In Mathe stehe ich auf Zwei. Da hilft mir der Sport schon, gerade bei Winkelberechnungen", erklärt Dominic, der im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal am Tisch stand. Fußball habe er wie die meisten seiner Altersgenossen damals zwar auch gespielt, aber am Ende entschied er sich doch für Queue und Kugel. "Die ganze Atmosphäre hat mich fasziniert. Es macht einfach Spaß, wenn die Zuschauer dich bei jedem Stoß anfeuern und hinter dir stehen", so Dominic.


Und genau diese Atmosphäre wird auch bei der WM in Velden zu erwarten sein. 45 Teilnehmer aus 19 Nationen haben ihr Kommen zugesagt - die deutsche Delegation um das sächsische Talent reist mit acht Spielern an. "Wir kennen uns alle aus der Nationalmannschaft und von mehreren Turnieren", erzählt Dominic, der als erster Ostdeutscher an einer WM teilnimmt. "Poolbillard gibt es im Osten eigentlich erst seit etwa 15 Jahren. Zuvor war in der ,russischen Besatzungszone' eher das Billard-Kegeln bekannt, das amerikanische Pool kam erst nach der Wiedervereinigung richtig auf", erklärt Enrico Jentsch. Seither befindet sich Pool im Aufwind. Allein in Sachsen sind derzeit rund 3000 aktive Spieler gemeldet - bundesweit derer 40.000. Auch im Miltitzer Vereinsheim landen nach und nach mehr Mitgliedsanträge auf dem Tisch. Seit der Gründung der "Pool Dragons" vor zwei Jahren zählt der Verein mittlerweile rund 60 Beitragszahler.


Diese werden Dominic in den kommenden Tagen alle die Daumen drücken: Dass er die selbst gesteckten Ziele erreicht und auf der sportlichen Karriereleiter einen weiteren Schritt vorankommt. "Wir sind schon jetzt sehr stolz, dass es Dominic überhaupt bis zur WM geschafft hat", schraubt Enrico Jentsch die Erwartungen wieder zurück.


[lvz-online]
Antworten

Zurück zu „BillardAktuell“