Bei den kleinen Spielen droht ein großes Minus

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Klaus
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Bei den kleinen Spielen droht ein großes Minus

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Am Mittwoch beginnen die World Games in Duisburg


Waren das noch Zeiten, damals, im Sommer '89 in Karlsruhe. Im Hintergrund ein Möbelhaus, davor ein asphaltierter Parkplatz und darauf Rollschuhläufer, die immer im Kreis flitzten, bis irgendwann feststand: Gold für Deutschland bei den III. World Games, den Weltspielen der nichtolympischen Sportarten.

Anm. Klaus: Dies ist kein reiner Artikel über Billard. Ich ihn eingestellt, weil u.a. auch daraus hervor geht, dass Billard u.U. eine aktive Olympische Disziplin werden kann. Ein bißchen Hoffnung und Optimismus kann ja nicht schaden.
Schade ist nur, dass das Event anscheinend nicht genügend Begeisterung findet.


Wenn am Mittwoch in Duisburg die VII. World Games mit 3500 Athleten, 40 Sportarten und 187 Disziplinen zum zweiten Mal in Deutschland beginnen, dann können sich die Inlineskater, wie Rollschnelläufer inzwischen heißen, nicht nur auf eine eigens neugebaute, 75 000 Euro teure Speedskater-Anlage freuen. Dann werden sie bei der Eröffnungsfeier in der MSV-Arena erstmals auch von der versammelten Sportpolitikprominenz beklatscht.


Jacques Rogge etwa, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wird die World Games mit seinem Besuch adeln. Erstmals steht das elftägige Großereignis mit dem bunten Sammelsurium an Sportarten - von Billard über Tauziehen bis Drachenbootrennen - unter dem Patronat des obersten Olympioniken. "Hätte es keine gehobene Bedeutung für das IOC, würde Rogge nicht persönlich kommen", stellt Manfred von Richthofen wohlwollend fest.


Nicht ohne Selbstzweck schmeicheln der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) und sein Amtskollege vom Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK), Klaus Steinbach, der Veranstaltung, die seit 1981 im vierjährigen Rhythmus ausgetragen wird. "Die World Games", sagt Steinbach, "sind das weltweit größte Multisportereignis in diesem Jahr. Ich kann mir vorstellen, daß es auch auf künftige deutsche Olympia-Bewerbungen einen positiven Einfluß hat. Ein Land sollte oft beweisen, daß es Großereignisse gut und professionell auf die Beine stellen kann." Mit zwei Millionen Euro unterstützt der Bund das Projekt, 2,3 Millionen kommen vom Land Nordrhein-Westfalen, auch der Deutsche Sportbund (DSB) beteiligt sich nicht ohne Hintergedanken. "Die World Games sollen eine Visitenkarte in Sachen Organisationsvermögen und Gastfreundschaft für Deutschland abgeben", fordert DSB-Präsident von Richthofen.


Daß sich die World Games nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung Leipzigs im vergangenen Jahr indes als nationales Trostpflaster entpuppen, ist fraglich. Für die Region Rhein/Ruhr sind sie schon eher "eine Entschädigung" (von Richthofen), nachdem man in der nationalen Vorauswahl für Olympia 2012 Schiffbruch erlitten hatte. So wird Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland nicht müde zu betonen, daß es "einfach dolle Spiele" werden. Und auch World-Games-Geschäftsführer Dr. Peter Langner ("Was wir hier machen, ist kein Pfadfindertreffen") verbreitet geflissentlich Optimismus. "Wir liegen im Planungssoll", sagt der Stadtkämmerer und Haushaltsexperte, der über einen Gesamtetat von 15 Millionen Euro verfügt. Schwarze Zahlen sind allerdings nicht vorgesehen - und ein Minus wird es vermutlich ohnehin geben, zumal Langners im März verstorbener Vorgänger Gerd Bildau handwerkliche Fehler beging: Geld für flexible Tribünen sowie das Benzin für den Fuhrpark wurden unter seiner Ägide einfach nicht berechnet.


Obwohl ganz Duisburg vor World-Games-Fahnen und Plakaten strotzt, blieb der erhoffte Boom auf die Eintrittskarten bislang aus. Rund 30 000 Tickets wurden im Vorverkauf abgesetzt, weitere 30 000 in Sponsorenpakete verteilt. 150 000 Karten sollen es aber mindestens werden, damit die Veranstaltung kein wirtschaftlicher Flop wird. Um die anvisierten 500 000 Zuschauer für die 27 Sportstätten in Duisburg, Bottrop, Oberhausen und Mühlheim an der Ruhr zu ködern, wurden die Eintrittspreise für 14 der 40 Sportarten wie Rugby, Trampolin oder Faustball bereits um 50 Prozent gesenkt. "Das", beschwichtigt Langner, "ist einkalkuliert. Wir wollen die geräumigen Sportstätten vollbekommen."


Auch für manch internationalen Verband geht es in den nächsten zwei Wochen darum, sich herauszuputzen. Schließlich haben Triathlon und Beachvolleyball vorgemacht, daß man von den World Games den Sprung ins Olympiaprogramm schaffen kann. Jacques Rogge wird wachsam sein - es muß ja nicht gerade Barfußwasserski sein.


[Welt am Sonntag]
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