Hallo aus Coronistan!

Alles was nicht unbedingt mit Billard zu tun hat

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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von cuechanger »

Für gewöhnlich widme ich mich mit mehr Ausgiebigkeit antwortenden Posts, aber zum einen habe ich grade damit zu tun, nach Umbau (mein letztes Geld) die Wiedereröffnung (mit 30% Kapazität) so hinzukriegen, dass ich möglichst langsam sterbe und zum anderen ist der Grad an Bullshit mit dem auseinanderzusetzen ich mich bereit finde auch irgendwo nach oben hin gedeckelt. Ich belasse es also dabei, mal ein paar der unverschämtesten Bemerkungen zu kommentieren und hoffe, mein Temperament dabei noch halbwegs in den Griff zu kriegen...

1. "Als eigenständiger Unternehmer hast Du Dich dafür entschieden, für Dein Glück hochgradig selbst verantwortlich zu sein."
Jaaaa, habe ich. Und das habe ich 2 Jahrzehnte gut gemacht. Und solange mein Glück in meinen Händen bleibt, werde ich das auch weiter tun. Aber man hat es aus meinen Händen herausgenommen und ich bin schlicht machtlos und das schuldlos. Die Frage die sich bei sowas stellt ist die, der Angemessenheit. Und die sehe ich nicht und das habe ich in aller Sachlichkeit und ohne die Geringschätzung ganzer Bevölkerungsgruppen hinreichend belegt.

2. "Weiterhin hast Du eine Nische gewählt (Billard + Gastronomie), mit der sich sicherlich leben lässt, wenngleich Du sehr stark auf das Geld angewiesen bist, was Menschen für puren, unnützen Spaß und für Nicht-Lebensnotwendiges ausgeben."
Wer die Gastronomie oder auch Vereins- und Sportleben und alle mit ihr verbundenen Sozio-kulturellen Prozesse als unnütze und nicht lebensnotwenidige Sache sieht, der hat ein so eingeschränktes Verständnis unserer Gesellschaft, dass er als "Homo Faber" doch besser direkt seine eigene Existenz negieren und schlicht die Prozesse seiner Arbeit übrig lassen kann, denn das ist die Quintessenz des erbärmlichen Häufchens, dass da übrig bleibt. Es gibt Leute, die leben um zu arbeiten, andere Arbeiten, um zu leben. Und leben ist mehr als Essen und Atmen.

3. "Bitte stilisiere die Gastronomie nicht höher als sie ist:
- denn zuviele Deiner 2,x Mio sind nur als Hilfskräfte angestellt, entsprechend bezahlt und entsprechen unwichtig für unser Sozialsystem (minijobber)
- Wertschöpfung und Weltveränderung findet nicht statt, es ist keine Ingenieustätigkeit, es wird nichts aufgebaut.
Faktisch verkauft die Gastronomie (falsche) Bequemlichkeit, weil Leute zu doof sind, zuhause selbst gutes Essen zu machen."
Gehts noch? Glaubst Du die Leute, die da arbeiten machen das zum Spaß? Bezahlte Party oder so? Die arbeiten da, weil sie das Geld brauchen und dieses Geld ist, abgesehen davon, dass es für jeden Einzelnen, der es nicht mehr hat ein Problem ist, volkswirtschaftlich sehr wohl essentiell. Das sind enorme Summen, deren Fehlen Kaufkraft massiv negativ beeinträchtigen wird. Wertschöpfung findet da sehr wohl statt. Genauso wie ein Ingenieur, der an nem Antrieb für die nächste Mondrakete arbeitet oder den neuen Schummeldiesel baut, weil die Leute zu doof sind, mit dem Fahrrad zu fahren, um mal in Deinem Jargon zu bleiben. In einer Gesellschaft, die sich fundamental von der Devise verabschiedet hat, dass ein gelernter Facharbeiter von seinem Gehalt eine Familie ernähren können sollte, müssen heutzutage viele Menschen mehrere Jobs machen, in Familien arbeiten meist beide Elternteile, da bekommt die Möglichkeit sich mit gut gekochtem Essen von Dritter Seite aus zu versorgen einen enormen Stellenwert. Und nur mal ein wenig kaufmännische Nachhilfe: Minijobber tragen sehr wohl zur Finanzierung unseres Sozialsystems bei. Diese werden nämlich mit 30% plus RV pauschal versteuert, nur das die armen Schweine dafür keine Arbeitslosengeldansprüche haben. Und es gibt enorm viele Teil- und Vollzeitstellen in der Gastro, vor allem in klassischen Restaurationen und Hotellerie. Wer die volkswirtschaftliche, sozio-kulturelle und auch psychologische Bedeutung der Gastronomie in unserer Gesellschaft nicht erkennt, der disqualifiziert sich eigentlich für jede Form der Diskussion. Ganz zu schweigen, von Deinem offensichtlich hohen Ross und der völligen Geringschätzung einer ganzen Branche, in der hart und ehrlich arbeitende Menschen unterwegs sind, die für Dich aber offensichtlich nur völlig überflüssiges, schmarozendes Gesocks sind und mit einem Ingenieur natürlich nicht in einer Liga spielen. Ich selbst bin übrigens Dipl.-Kaufmann und hatte bereits mit 30 ein 6-stelliges Gehalt, bis zu 1000 Mitarbeiter und eine Budgetverantwortung im höheren 9-stelligen Bereich. Das ich heute Gastronom und deutlich ärmer bin liegt schlicht daran, dass ich die Arschnasen auf meiner Führungsebene nicht mehr ertragen wollte, dass die Hälfte der Manager dort in der Tat aber mal wirklich überflüssig waren und Wertschöpfung dort meist in der eigenen Karriereplanung besteht. Ich bin heute gerne Gastronom und Billardhändler und ich bin stolz auf meine Arbeit und jeder der mir sagt, dass sei überflüssiger Scheiß und mir und meinen Mitarbeitern deshalb meine Existenzberechtigung absprechen will, der kann mich mal kreuzweise am Arsch lecken!

4. "Die Situation hat sich geändert, hast Du Deine Ausrichtung ebenfalls geändert? Will sagen, hast Du Dich der neuen Situation angepasst und eine neue Einnahmequelle gesucht, die in dieser aktuellen Situation weiterhin funktioniert?"
Klar. Ich stecke 2 Jahrzehnte Arbeit in Brand und fange neu an. Is ja einfach. Ich mach mit 50 bestimmt noch ne neue Karriere als Spargelstecher oder Regalauffüller. Ne Mann, muss ich nicht. Ich habe das Recht darauf, das mein sozialer Besitzstand gesichert wird. Was hier passiert ist ein enteignungsgleicher Eingriff und wer auch immer das tut ist Schadenersatzpflichtig. Ich komm ja auch nicht bei Dir zu Hause vorbei, brenn Dein Haus nieder und sag Dir, "ey, die Situation hat sich geändert, bau Dir doch n Neues!"... Ich glaub es hackt! Les Dir gefälligst mal die Artikel 11, 12 und 14 GG durch und spätestens wenn die kommende Rezession auch auf Deine Branche übergreift und Dein Job ans wackeln kommt, wirst Du erkennen, dass man besser bei Zeiten diese mal ernst genommen hätte.

Und nur mal zum Schluss noch für den kleinen Ausflug in die medizinische Fachwelt... Ja, die Anzahl der Intensivbetten hat recht wenig mit dem Überleben von CoVid19 zu tun, denn in der Tat sterben generell etwa 2 Drittel der Intensivpatienten, die künstlich beatmet werden müssen und bei Corona sogar etwa 85%. Das hat gar nichts damit zu tun, dass die Strategie, dieser Pandemie mit minimalem Schaden -gesamtheitlich gesehen, also sowohl was Menschenleben als auch den allgemeinen gesellschaftlichen Schaden betrifft- eine andere sein könnte und sollte. Niemand hat bestritten, dass es auch Menschen außerhalb der Risikogruppe betrifft. Es ist aber die Frage nach der Häufigkeit, die entscheidend ist. Und das ist ganz klar und nicht wegzudiskutieren. Jede Krankheit offenbart irgendwann auch mehr Facetten, wenn man intensiv an ihr forscht. Das liegt auch daran, dass sie immer im Kontext des jeweiligen Wirtes zu sehen ist. Aber hierüber gibt es noch keine Studie, noch keine gesicherte Erkenntnis, genauso wenig, wie zur Frage, woran genau die 10% nicht-Risikogruppe eigentlich verstirbt, da ja mehrheitlich nicht obduziert. Der einzige, der bislang hier quantitativ und qualitativ relevante Ergebnisse liefern konnte, sagt klar, alle waren vorerkrant, auch wenn sie es selbst ggf nicht wussten. Aber all dieses Anführen von Fällen, wo es auch andere erwischt und daraus dann ableiten zu wollen, dass diese Krankheit weitaus gefährlicher sei, als die faktischen Zahlen -und die lügen erstmal nicht- es klar belegen, ist vollkommen unseriöse Panikmache. Es gibt eine Fallzahl, es gibt eine hierzulande recht gut abschätzbare Dunkelziffer und es gibt Opferzahlen, die wenn korrigiert, dann eher nach unten zu korrigieren wären und aus denen kann man einen Letalitätsquotienten errechnen, der uns Aufschluss über die realistische Sterbewahrscheinlichkeit gibt. Und diese ist - prozentual gesehen - auf Grippeniveau, was überhaupt nicht heißt, dass die Pandemie insgesamt mit Grippe vergleichbar ist, denn allein die Geschwindigkeit der Ausbreitung und die damit generierten Fallzahlen machen sie selbstverständlich deutlich problematischer was zu erwartende Gesamtopfer angeht. Aber auch das hatte ich schon geschrieben...
So, DAS war jetzt mal "Dampf ablassen".... Aber bei so viel Ignoranz geht das kaum anders. Was ich vorher geschrieben habe, war da von anderer Natur.

Kleinen Gruß hier an Shopi: Dein Beitrag war sehr lobenswert, setzt er sich doch inhaltlich auf einer sachlichen Ebene mit meinem Beitrag auseinander. Ich werde das noch kommentieren, leider fehlte mir bislang die Zeit, denn dieser Beitrag verdient eine sorgfältige Betrachtung und Beantwortung. Danke.
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von 1291 »

@Manfred: Das schlimme daran ist ja, dass es Leute gibt, die meinen mit Homeoffice sei alles geklärt! Jedoch der durchschnittliche Arbeiter arbeitet und sitzt nicht im Büro und hat sein Diplom an der Wand! Da aber ja Lockdown ist arbeitet der Durchschnitt eben nicht mehr....
Dive now, work later :-)
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von brennpunkt-lupo »

Manchmal träume ich davon, dass das www für eine beschränkte Zeit down ist und ich weniger Schmarrn lesen muss. Und wieder mal dräut es in mir, dass das Internet endlich mit der normalen Welt gleichgesetzt wird vor dem Recht und vor den Regeln des Zusammenlebens. Das nicht mehr jeder völlig ungehemmt von Konventionen alles vom Stapel lässt, was ihm gerade so einfällt. Und Danke Markus dass du so sachlich bleibst und dich nicht schmollend in eine Ecke verziehst um solchen "Kommentaren" zu entgehen. Hast grad sicher eigentlich was anderes zu tun...

Danke an alle Gastronomen, die mir in den vergangenen 40 Jahren die Möglichkeit zum "socializing" gegeben haben und die von mir in den nächsten Wochen soweit es mir möglich ist, zusammen mit meiner Familie, unterstützt werden. Ich hab jetzt erst mal Kochpause.... Ich kann mir nicht helfen, mir fehlen nämlich die Möglichkeiten wie war das gleich nochmal " puren, unnützen Spaß und für Nicht-Lebensnotwendiges (Geld) aus(zu)geben".

Ich kann mir nicht helfen Kazoom, ich glaub du hast da was nicht richtig verstanden: der Markus und alle anderen Gastronomiebetreibenden haben sich, im Gegensatz zu den Kotzbrocken, die die Finanzkrise vor ein paar Jahren verursacht haben, nicht mit fremdem Geld verzockt. Und da hat (ich verallgemeinere jetzt mal ebenso wie du) die ganze Kaste laut geschrien, dass man diese systemrelevante Wirtschaft auf Biegen und Brechen retten muss. Wieder mit Geld, dass da sicher nicht wieder an die zurückgezahlt wurde, von denen es kam. Und wie ich auch schon gelesen hab, kann ich mir nicht vorstellen, dass du schon mal ein Unternehmen ans Laufen gebracht hast, das geht nämlich in den wenigsten Fällen so innerhalb von 8 Wochen...

Added in 7 minutes 58 seconds:
Shotmaker hat geschrieben:Ohne Worte
https://www.facebook.com/10000066817201 ... 761720965/


Was ist da passiert? Warum ist die Frau abgeführt worden?

Sei mir nicht bös, "ohne Worte" reicht mir da nicht um mich zu echauffieren. Da bin ich vielleicht anders als andere
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Breakfoul »

cuechanger hat geschrieben:Wiedereröffnung (mit 30% Kapazität)

Markus, wenn Du nur die Profis reinlässt, reicht das:

[spoil]Bild[/spoil]
:zwi:
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Shotmaker »

5-6 Richtige in der Kneipe, kannst zuschliessen.

Ach übrigens, 60% aller Arbeitnehmer arbeiten im unproduktiven Service Bereich, den es ja nur gibt, weil alle zu faul oder zu dumm sind es sich selber zu machen.
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Breakfoul »

Shotmaker hat geschrieben:weil alle zu faul oder zu dumm sind es sich selber zu machen.

Davon würde lediglich das horizontale Gewerbe profitieren... :scw: :lac:
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Shotmaker »

Die auch
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von cuechanger »

Billard-Praxis hat geschrieben:Vor Allem bin ich auf das erste Fazit aus dem Soylent Green gespannt! :pau:

Bitte Hansi: Also, erste Woche vorbei. Unsere Stammgäste kommen, aber bei zulässiger Belegung (im Idealfall 26 Plätze, aber dann müssten alle Gruppen passgenau kommen) von im Schnitt 15-18 Gästen ist nicht viel möglich. Wir haben auch die Öffnungszeiten verkürzt, um Personalkosten zu sparen. Machen wir sonst eher so "from Dusk till Dawn", also von 18-6, macht das im Moment keinen Sinn, weil bei anhaltender Schließung der Clubs in unserem Veedel das sonst starke Spätnachtgeschäft komplett wegfällt. Wir sind mitten in der Studentenmeile. Also haben wir im Moment 17-24h. Viel Umsatz ist da nicht drin. Nach Abzug der umsatzabhängigen Kosten wie Lohn, Lohnnebenkosten, Wareneinsatz und USt bleiben am Ende im Schnitt pro Tag 50 Euro Deckungsbeitrag übrig. Ich muss jetzt nicht allzuviele Interna ausplaudern, um klar zu machen, dass 30x 50.- = 1500.- nicht ausreichen, um die Fixkosten wie Pacht, Energie, Versicherungen, Reparaturen oder nötige Neuanschaffungen oder gar Unternehmerlohn (Gewinn, also das, wovon ich meinen Kindern das Essen auf den Tisch stelle) davon auch nur im Ansatz zahlen zu können. Das Umsatzniveau ist derzeit unter 40%. Auf die Art werden wir nicht lange durchhalten. Es wird jetzt Zeit, entweder weitere Beschränkungen aufzuheben oder die staatliche Unterstützung, die so oft versprochen wurde, dann auch tatsächlich mal auf den Weg zu bringen.
Die Gesamte Personen-Luftfahrtbranche in Deutschland macht 14 Mrd. Euro Umsatz im Jahr. Und man stützt ein einzelnes Unternehmen (wenn auch das größte) mit 9 Mrd. Euro. Die Gastro macht 90 Mrd. Euro und hat keine 2 Mrd. Euro Hilfen erhalten bislang. Da fühlt man sich echt veralbert. Von der Kaufprämie für die Autoindustrie will ich erst gar nicht anfangen...
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Breakfoul »

Was vermutlich gerade halb Billard-Deutschland beziehungsweise NRW interessiert: wie läuft das bei euch am Billardtisch (und auch Kicker). Also, darf überhaupt gespielt werden und wenn ja, welche Auflagen gelten hierfür?
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Billard-Praxis »

hi markus,

vielen dank, für mich erbse hätte auch gereicht... alles kacke, deine elli.

das macht mich betroffen, alleine schon aus sympathiegründen für dich.

mehr nahrhaftes habe ich leider auch nicht im köcher.

toi,toi,toi

ps., das interview mit anke heyen auf offener strasse habe ich gesehen. :bin:
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von cuechanger »

Breakfoul hat geschrieben:Was vermutlich gerade halb Billard-Deutschland beziehungsweise NRW interessiert: wie läuft das bei euch am Billardtisch (und auch Kicker). Also, darf überhaupt gespielt werden und wenn ja, welche Auflagen gelten hierfür?

Tja, das ist ne gute Frage.... das nimmt mittlerweile groteske Züge an. Selbst als juristisch recht kundiger und politisch gut vernetzter Gastwirt fällt es mir schwer, das genau abzugrenzen. Die Frage Billard spielen ja oder nein ist da ein Paradebeispiel für ungeklärtes in Grau- und Überschneidungszonen, die mit der heißen Nadel nicht richtig gestrickt wurden.
Also die CoronaSchVO des Landes NRW sieht z.B. vor, das Gastronomien (außer Bars und Clubs/Diskotheken) unter strengen Auflagen wieder öffnen können ab dem 11.05.2020. Darunter würde auch ein Billardcafe fallen. Am 06.05. wurde das so in den Medien verbreitet. Wie genau die Auflagen aussehen sollten, wusste da noch keiner und gefühlt alle 5 Minuten gab es da andere Meldungen zu. Am 09.Mai, also 2 Tage vorher, veröffentlichte dann das Land NRW die Anlage zur CoronaSchVO mit den hier geltenden 17 Auflagepunkten, zu finden für die Leute, die wussten, wo man suchen muss. Daraufhin haben viele Kollegen Konzepte entwickelt und im Laufe der kommenden Woche wieder eröffnet. Auch die meisten Billardcafes. Teils hat man die letzten Reserven in den Umbau gesteckt, teils hat man auch weniger Aufwand betrieben. Am 16.05. gab es dann mehr oder weniger unbemerkt (da hat man quasi nix von mitbekommen) ein Update der Analage, in welcher dann stand, dass Sport- und Freizeitgeräte in Gaststätten bis auf weiteres nicht genutzt werden dürfen. (Billard und Kicker oder auch Dart wurden da wörtlich benannt) Man hätte das Billardcafe als Gastronomischen Betrieb also öffnen können, nur eben ohne Billard... Daraufhin haben die Ordnungsämter verschiedener Städte einige der großen Billardcafes wieder geschlossen und die wussten nicht so recht, wie Ihnen geschieht. Ein paar kleinere laufen unentdeckt unter dem Radar, wieder andere - die einen Verein beherbergen - öffnen nur für Mitglieder, wobei ich der Meinung bin, das bei strenger Auslegung auch dies unzulässig wäre. Es ist derzeit schlicht sehr willkürlich.
Vereinsheime für nicht Kontakt-Sportarten dürfen bei uns theoretisch auch wieder öffnen, allerdings muss man hier streng genommen dann auch sehen, ob es in dem Vereinsheim nicht evtl einen Gastrobetrieb gibt, wenn dort z.B. Getränke verkauft werden, ggf auch an externe Besucher. Da ist vieles nicht eindeutig geklärt. Die Anlage vom 16.05. ist auch derzeit nicht mehr unter dem Ursprungslink auffindbar. Keine Ahnung, ob die wieder eingestampft wurde oder ob ich die einfach nicht mehr finde. Aber allein das zeigt, wie schwierig genaue Orientierung ist und ich wage mal die Behauptung, dass der Durchschnittswirt weniger Ahnung hat als ich. :wan:
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von brennpunkt-lupo »

Ich bin gestern mit der Familie zum Abendesen in dem Lokal gewesen, in dem unsere Billardtische stehen. Wir haben uns mit unserem Wirt natürlich auch über die Situation unterhalten und die Irrwege in den Regularien.... In Bayern darf ich im Moment bis 20 Uhr im Biergarten sitzen, drinnen aber bis 22 Uhr. :sta: :bes: Auf Nachfrage meines Sohnes, wieso das denn so ist, konnten wir uns nur auf "Man kann alles hinterfragen, aber manche Sachen sind nicht zu verstehen..." einigen. Offensichtlich ist man in den Landesregierungen noch nicht soweit, dass man auch mal jemanden vom Fach zu Entscheidungen dazuholt. Ansonsten wäre so ein "Zeitplan" wohl eher nicht zustande gekommen.
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von Breakfoul »

Viel schlimmer finde ich, dass die Länder keine einheitliche Linie fahren können. Ein total absurdes Beispiel ist ein Golfplatz, der je zur Hälfte (jeweils 9 Löcher) auf dem Gebiet des Landes Bremen und des Landes Niedersachsen liegt. Das Land Bremen hatte das Golfspielen erlaubt, sofern der Mindestabstand eingehalten wird (dagegen spricht aus meiner Sicht nichts, Golf ist keine Kontaktsportart und findet im Freien statt). Im Land Niedersachsen jedoch war das Golfspielen komplett untersagt. Also konnte nur auf der Bremer Hälfte gespielt werden, die andere Hälfte wurde mit Absperrband abgeriegelt und es durften auch keine Golfbälle, die versehentlich auf niedersächsischem Territorium landeten, von den Spielern aufgesammelt werden, sonst hätte der Verein Corona-Strafe zahlen müssen. Wenn man bei den Bürgern um Verständnis für Maßnahmen wie Kontaktsperre und bestimmte Verbote werben will, sind solche Diskrepanzen meiner Meinung nach nicht gerade zielführend. Aber zugegeben, ich war noch nie ein Freund des Föderalismus....

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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von treffgarnix »

Zitat cuechanger: "2. "Weiterhin hast Du eine Nische gewählt (Billard + Gastronomie), mit der sich sicherlich leben lässt, wenngleich Du sehr stark auf das Geld angewiesen bist, was Menschen für puren, unnützen Spaß und für Nicht-Lebensnotwendiges ausgeben."
Wer die Gastronomie oder auch Vereins- und Sportleben und alle mit ihr verbundenen Sozio-kulturellen Prozesse als unnütze und nicht lebensnotwenidige Sache sieht, der hat ein so eingeschränktes Verständnis unserer Gesellschaft, dass er als "Homo Faber" doch besser direkt seine eigene Existenz negieren und schlicht die Prozesse seiner Arbeit übrig lassen kann, denn das ist die Quintessenz des erbärmlichen Häufchens, dass da übrig bleibt. Es gibt Leute, die leben um zu arbeiten, andere Arbeiten, um zu leben. Und leben ist mehr als Essen und Atmen."

Hammer geil! Genau die richtige Antwort für solch engstirnige Aussagen, würde Dir hundert Punkte geben dafür! Anbetracht der Möglichkeiten dann halt nur 5 :pro:
Als Einstein Examina abnahm, fragte ihn einmal ein Student: "Sie stellen in diesem Semester ja genau die gleichen Fragen wie beim letzten Mal." Darauf Einstein: "Das ist wahr. Nur die Antworten sind diesmal anders."
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Re: Hallo aus Coronistan!

Beitrag von chrizz123 »

cuechanger hat geschrieben:
Breakfoul hat geschrieben:Was vermutlich gerade halb Billard-Deutschland beziehungsweise NRW interessiert: wie läuft das bei euch am Billardtisch (und auch Kicker). Also, darf überhaupt gespielt werden und wenn ja, welche Auflagen gelten hierfür?

Tja, das ist ne gute Frage.... das nimmt mittlerweile groteske Züge an. Selbst als juristisch recht kundiger und politisch gut vernetzter Gastwirt fällt es mir schwer, das genau abzugrenzen. Die Frage Billard spielen ja oder nein ist da ein Paradebeispiel für ungeklärtes in Grau- und Überschneidungszonen, die mit der heißen Nadel nicht richtig gestrickt wurden.
Also die CoronaSchVO des Landes NRW sieht z.B. vor, das Gastronomien (außer Bars und Clubs/Diskotheken) unter strengen Auflagen wieder öffnen können ab dem 11.05.2020. Darunter würde auch ein Billardcafe fallen. Am 06.05. wurde das so in den Medien verbreitet. Wie genau die Auflagen aussehen sollten, wusste da noch keiner und gefühlt alle 5 Minuten gab es da andere Meldungen zu. Am 09.Mai, also 2 Tage vorher, veröffentlichte dann das Land NRW die Anlage zur CoronaSchVO mit den hier geltenden 17 Auflagepunkten, zu finden für die Leute, die wussten, wo man suchen muss. Daraufhin haben viele Kollegen Konzepte entwickelt und im Laufe der kommenden Woche wieder eröffnet. Auch die meisten Billardcafes. Teils hat man die letzten Reserven in den Umbau gesteckt, teils hat man auch weniger Aufwand betrieben. Am 16.05. gab es dann mehr oder weniger unbemerkt (da hat man quasi nix von mitbekommen) ein Update der Analage, in welcher dann stand, dass Sport- und Freizeitgeräte in Gaststätten bis auf weiteres nicht genutzt werden dürfen. (Billard und Kicker oder auch Dart wurden da wörtlich benannt) Man hätte das Billardcafe als Gastronomischen Betrieb also öffnen können, nur eben ohne Billard... Daraufhin haben die Ordnungsämter verschiedener Städte einige der großen Billardcafes wieder geschlossen und die wussten nicht so recht, wie Ihnen geschieht. Ein paar kleinere laufen unentdeckt unter dem Radar, wieder andere - die einen Verein beherbergen - öffnen nur für Mitglieder, wobei ich der Meinung bin, das bei strenger Auslegung auch dies unzulässig wäre. Es ist derzeit schlicht sehr willkürlich.
Vereinsheime für nicht Kontakt-Sportarten dürfen bei uns theoretisch auch wieder öffnen, allerdings muss man hier streng genommen dann auch sehen, ob es in dem Vereinsheim nicht evtl einen Gastrobetrieb gibt, wenn dort z.B. Getränke verkauft werden, ggf auch an externe Besucher. Da ist vieles nicht eindeutig geklärt. Die Anlage vom 16.05. ist auch derzeit nicht mehr unter dem Ursprungslink auffindbar. Keine Ahnung, ob die wieder eingestampft wurde oder ob ich die einfach nicht mehr finde. Aber allein das zeigt, wie schwierig genaue Orientierung ist und ich wage mal die Behauptung, dass der Durchschnittswirt weniger Ahnung hat als ich. :wan:



Genau das sehe ich auch als großes Problem - es ist ein WITZ das jedes Bundesland macht was es will und es keine ordentliche Kommunikation nach außen gibt.
Die Bundesregierung müsste sich hier m.M. stärker behaupten und diese komischen/sinnlosen Machtkämpfe unterbinden.
Selbst wenn man sich eingehend mit dem Thema beschäftigt, ist es schwierig den genau passenden Absatz in irgendwelchen Verordnungen und angehängten Gesetzen zu finden. Dazu sollte man dann noch das Rechtsdeutsch sicher interpretieren können.. das kann einfach der "Sepp von der Eckkneipe" nicht leisten und lässt unter Umständen seinen Laden einfach zu.

Ein guter Satz den ich gehört habe von einem Gastronomen: "Wenn ich meinen Laden jetzt aufsperre, kann ich in 3 Wochen wieder zumachen - und zwar für immer".
1/3 berichtet von weniger als 25% Umsatz, ein weiteres Drittel von unter 50%

Über kurz oder lang wird es so einen großteil der Gastronomie dahinraffen. Selbst gut geführte Betriebe können von so wenig Umsatz einfach nicht langfristig leben. Viele Existenzen stehen auf dem Spiel - jetzt muss meiner Meinung nach sortiert werden nach:
1. Lief vor der Krise gut - wird sich wieder erholen in normalen Zeiten --> Unterstützen so gut es geht.
2. Lief eh schon scheiße --> Finger Weg, kein weiteres Geld verbrennen.

So sollte man das meiner Meinung nach bei allen Firmen machen - ob groß oder klein. Natürliche Selektion.
Firmen die auch nur im Verdacht stehen Steueroasen zu nutzen sollten so oder so KOMPLETT ausgeschlossen werden, die sollen erstmal ihre Konten auf allen Inseln der Welt leer machen.

War die Idee gut und die Umsetzung schlecht, wird sich schnell ein anderer finden der es vllt. einfach besser kann.

Die Luftlinie mit dem Kranich - bin ich auch bei dir. Fakt ist aber auch - aus der Krise haben wir gelernt das einige Kernthematiken nicht 100% ins Ausland gegeben werden können. Am leben halten - JA. Priorisieren vor allem anderen - nein! Ohne staatliche Hilfe wird keine Luftlinie der Welt wieder in die Luft kommen - Der Markt wird also nach Corona ein ganz anderer sein da sich einige Staaten diese Rettungsaktionen ihrer Luftlinien schlichtweg nicht leisten können.

Da muss man ja fast sagen das die Vereine noch "Glück" haben. Die Mitgliedsbeiträge sind ja nicht leistungsgebunden und somit erstmal "sicher". Desweiteren sind es die meisten Billardvereine wohl gewöhnt am "Existenzminimum" zu leben :)
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