Friedensnobelpreis

Alles was nicht unbedingt mit Billard zu tun hat

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Titleist

Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von Titleist »

Nicht alle sind dumm, aber leider bedeutende Minderheiten und zunehmend auch Mehrheiten in Demokratien. Oder wie soll man erklären, das nach 1945 und der DDR die AfD die stärkste Partei in Sachsen ist? Oder dass Trump heute noch knapp 40% Unterstützer in den USA hat? Dass Erdogan, Orban und Konsorten nicht komplett abgewählt wurden, nach dem ersten Versuch? Dass Leute wie Duterte und Bolsonaro gewählt werden, obwohl sie mit Mord so drohen, wie eine deutsche Berühmtheit vor seiner ersten Wahl zum Reichskanzler? Dass Gantz (der vemeintlich "linke" Kandidat in Israel) stolz darauf ist, 1364 "Terroristen" in Gaza gekillt zu haben? Von Netanyahu mal gar nicht zu sprechen.

Wenn man die Wähler solcher Leute nicht als dumm bezeichnen will, als was sonst? Brutal, menschenverachtend? Wäre dann noch schlimmer.

Du kannst natürlich sagen - uninformiert. Das dürfte aber nur für die allerwenigsten zutreffen, denn die Aussagen der Rechtsaussen in den "Demokratien" sind in allen Medien - zumindest in dem jeweils betroffenen Land - massiv verbreitet worden. Rausreden von wegen "Ich habe nichts gewusst" zählt also nicht mehr. Das klappte schon früher nicht überzeugend.

Also doch dumm - oder Schlimmeres.
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sneaky_peter
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Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von sneaky_peter »

Es gibt viel mehr Gründe solche Politik zu unterstützen als allein Dummheit. Aber du hast damit Recht, dass diese anderen Gründe bestimmt nicht besser sind. Gottseidank liegt der Prozentsatz der deiner Meinung nach Dummen hier schon seit Jahrzehnten ziemlich stabil zwischen 10 und 20%.
Was ist eigentlich mit den Wählern von CDU/CSU, SPD, Grünen etc. Deiner Meinung nach sind die Vertreter dieser Parteien doch alle komplett abgehoben. Alle dumm? Außer ich?
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Titleist

Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von Titleist »

sneaky_peter hat geschrieben:Was ist eigentlich mit den Wählern von CDU/CSU, SPD, Grünen etc. Deiner Meinung nach sind die Vertreter dieser Parteien doch alle komplett abgehoben. Alle dumm? Außer ich?


Nein, auch da hast Du mich nicht verstanden. Als dumm bezeichne ich nur Leute, die aus irgendwelchen Vorurteilen heraus rechtsradikale/rassistische/menschenverachtende Parteien wählen, die schon im Wahlkampf durch unterirdische und teils auch schlichtweg kriminelle Sprüche auffallen. Die auch jeder leicht über die Massenmedien mitbekommen kann.

Ob nun jemand CDU, SPD, die Linken, die FDP oder die Grünen wählt ist jetzt keinesfalls mit Dummheit gleichzusetzen. Ich hätte sicher interessante Diskussionen mit Anhängern mancher dieser Parteien, aber das macht Andersdenkende deswegen noch lange nicht dumm.

Dumm ist nur, wer Parteien wählt, die in die gleiche Kerbe schlagen, die uns ein zerbombtes Deutschland 1945 beschert haben. Wenn diese Leute auch noch mittleren und unteren Einkommensstufen angehören, sollten sie zusätzlich erkennen können, dass diese Parteien sicherlich nichts für sie tun werden. Höchstens langfristig eine nette Uniform und einen Platz an der nächsten Front.

In D sind wir nicht so weit - aber 27% in Sachsen ist zumindest bedrohlich, IMHO. Und ich befürchte, dass es mehr werden, wenn es mal wirtschaftlich nicht mehr so gut läuft. Bauen kann man höchstens drauf, dass sich solche Parteien - wie in der Vergangenheit "Die Republikaner" - selbst demontieren.

Schlimm ist aber, dass in einigen westlichen Demokratien solcherlei Parteien an der Macht sind.

Ein ganz klein wenig Hoffnung habe ich ja noch für die Menschheit. Aber insbesondere was die Umwelt angeht, stehen die Zeichen sehr schlecht. Und da bin ich wieder voll bei Greta.
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sneaky_peter
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Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von sneaky_peter »

Titleist hat geschrieben:Nein, auch da hast Du mich nicht verstanden. Als dumm bezeichne ich nur Leute, die aus irgendwelchen Vorurteilen heraus rechtsradikale/rassistische/menschenverachtende Parteien wählen, die schon im Wahlkampf durch unterirdische und teils auch schlichtweg kriminelle Sprüche auffallen. Die auch jeder leicht über die Massenmedien mitbekommen kann.

Ob nun jemand CDU, SPD, die Linken, die FDP oder die Grünen wählt ist jetzt keinesfalls mit Dummheit gleichzusetzen. Ich hätte sicher interessante Diskussionen mit Anhängern mancher dieser Parteien, aber das macht Andersdenkende deswegen noch lange nicht dumm.

Dumm ist nur, wer Parteien wählt, die in die gleiche Kerbe schlagen, die uns ein zerbombtes Deutschland 1945 beschert haben. Wenn diese Leute auch noch mittleren und unteren Einkommensstufen angehören, sollten sie zusätzlich erkennen können, dass diese Parteien sicherlich nichts für sie tun werden. Höchstens langfristig eine nette Uniform und einen Platz an der nächsten Front.


Titleist hat geschrieben:Ich sehe heute eher das Problem in den tatsächlich existierenden, demokratischen Parteien jenseits der Extremisten. Da diese Parteien immer verlogener, selbstsüchtiger, menschenverachtender gegenüber ihrem Volk werden, sind die Wähler ihrer überdrüssig. Und statt neue, gemässigte Parteien zu wählen, läuft halt die dumme Masse den Rattenfängern hinterher.

Ein paar Beispiele: Dieselaffäre, Hartz IV, Besteuerung von Rentnern, Mieterhöhungen ohne Ende.

Oder das neueste Beispiel Barley: Erst ist sie für das Urheberrechtsgesetz in der EU uneingeschränkt, nach den massiven Protesten hält sie schlaue Reden, wie sehr sie gegen den Uploadfilter ist, dann stimmt sie wieder dafür (mit dem albernen Zusatz, wo jeder weiß, dass der bald "vergessen" sein wird).

Schaue ich mir die Regierenden an, so haben sie entweder immer Lösungen gefunden, die ihnen ihre Lobbyisten eingeflüstert haben oder aber sie sitzen seit Jahren und Jahrzehnten auf ihren dicken Hintern und schlürfen Champagner. Bei jeder Wahl erzählen sie dann wieder, was sie alles für's Volk, die Umwelt und den Frieden tun werden.

Nun hat sogar der dümmste Bürger erkannt, dass er Lügner gewählt hat. Und dann probiert er es mit Trump und Konsorten. Was natürlich dumm ist, denn die "Trumps" der Welt brauchen ja ihre schlechten Absichten nicht mal im Wahlkampf zu verstecken, weil "Bürger" schon so abgestumpft ist, dass er sie trotzdem wählt.


Ist mir zu hoch! Wer ist denn nun dumm und wer nicht?
Na ja, Hauptsache du verstehst das selbst...
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Fitchner
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Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von Fitchner »

Mein Deutschlehrer - ein sehr gut ausgebildeter Mann mit Weitblick und viel Lebenserfahrung - hat schon gesagt: "Ein einzelner Mensch kann intelligent sein. Aber eine Masse an Menschen ist dumm."
Individuelle Unterschiede machen in einer Masse nichtmehr viel aus. Die Demokratie richtet sich nach dem Volk - einer masse an Menschen. Diese Dummheits-Diskussion ist nicht wirklich zielführend, weil: Auch jemand mit einem IQ von 150 kann und wird nicht alle Themen durchblicken, mit denen Wahlkampf gemacht wird. Noch deren Konsequenzen oder die wahren Absichten der Parteien und Kandidtaten. Man kann dann behaupten, dass Leute dumm sind...ich würde aber eher sagen, dass einen Intelligenz nicht so weit bringt, wie sich manche Leute das vorstellen.

Was anscheinend auch schwierig zu verstehen ist: Die zerstörung der Umwelt ist ein Prozess. Den haben wir vor 250 - 200 Jahren angefangen, aus Unwissenheit und mit besten Absichten, und er läuft bis heute. Er wird immer stärker und die Abwehrmechanismen der Natur schwächer - weil es schon jetzt zuwenig Natur gibt. Wichtig: Dieser Prozess WIRD weiter laufen. Die Wirtschaft, die arbeitsplätze, der Wohlstand...mit all diesen Dingen wird gegen Umweltschutz argumentiert. Und wenn etwas getan wird, ist es oft heuchlerisch. Greenwashing nennt man das.
Beispiel Deutsche Bahn: Die haben in jüngster Vergangenheit mit einer Reihe an Umweltprojekten geworben. Tun sie vermutlich immer noch. Wenn man sich diese Projekte mal ansieht, sieht man, dass es sich um halbherzige Tierschutzmaßnahmen in Gebieten dreht, durch die eine neue Bahnstrecke laufen soll. Oder es werden neue Bäume gepflanzt, auch wegen einer neuen Bahnstrecke. Es hat alles mir ihren Baumaßnahmen oder anderen Aktivitäten zu tun, und Umweltprojekte sind alles AUFLAGEN, die sie erhalten haben, um diese Baumaßnahmen durchführen zu können.
Für die Umwelt springt dabei also unterm Strich dabei nix raus. Vermutlich ist es immer noch ein Minusgeschäft, weil die Maßnahmen nicht ausreichen. Aber groß das Maul aufreißen, wie grün man ja ist...

Selbst wenn wir alle unseren umweltschädlichen Aktivitäten einstellen oder ausgleichen könnten, haben wir noch keinen schönen Planeten. Schaut euch doch mal die Müllhalden an, in Ländern wie Indien und China. Unsere Meere werden dann nicht plötzlich sauber, unser Wasser wird nicht plötzlich rein, unsere Tierwelt hört deshalb nicht auf zu sterben etc. etc.

Letztens habe ich einen Bericht gesehen, nach dem die Menschen in Hongkong kaum noch Fisch esssen. Der Grund: In den Fischen - also im Fleisch der Tiere! - befinden sich jede Menge kleinster Plastikteilchen. Die sind so klein dass man sie mit bloßem Auge nicht sieht und man isst sie dann einfach mit. Plastik ist aber so ein bisschen ungesund...
Dass die Fische Plastik fressen, ist ja klar und nix neues, daran hat sich ja nix jemand gestört (ich übertreibe), aber inzwischen ist dieser sch*** Müll buchstäblich unausweichlich in der Nahrungskette. Glückwunsch!

Dass das ja zu deprimierend wäre oder man sich keine Angst machen lassen sollte, ist da kein Argument. Das ist die Realität, und es wird immer mehr und immer erfolgreicher dafür gesorgt, dass sich Menschen nicht mehr damit auseinandersetzen! Weil sie aus allen Ecken unterhalten werden, jede Fluchtmöglichkeit ausgeschmückt und auf sie zurechtgeschnitten wird, oder nicht detailgetreu berichtet wird. Weil auch die Medien mächtigen Menschen gehören und diese eine Agenda haben. Ob dem durchschnittlichen Menschen das alles so sehr schadet wie es einige darstellen weiß ich nicht. Aber da ist wenig Besserung in Sicht.

Georg Schramm zitiert immer gerne Warren Buffet, der sagte, dass der Konflikt unserer Zeit der "Krieg Arm gegen Reich" wäre, und seine Klasse - die Reichen - ihn gewinnen.
Christopher Hitchens, ein inzwischen verstorbener Journalist, Autor, Literaturkritiker und Religionsgegner sagte auf die Frage, warum er Journalist geworden ist, immer, dass er nicht auf das vertrauen wollte, was in den Zeitungen steht und er jene bemitleidet die das tun MÜSSEN.

Inzwischen sind wir ja so weit, dass alles so kompliziert ist, dass selbst wenn ein Politiker massiv lügt, betrügt, korrupt ist und sonstwie Mist baut, er gefühlt 5 Minuten in den Medien zu sehen ist und es seinem Ruf oder der Position oftmals unverhältnismäßig wenig schadet. Und es gibt auch keine Kapazitäten und Strukturen, solche Leute einfach rauszuwerfen, weil dann ja jemand nachrücken müsste, der besser ist und auch ein bisschen Ahnung oder wenigstens Anstand haben sollte. Wenn es mal dann doch passiert ist es aber oft so, dass der nachkommt, der die besseren Connections hat.
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Titleist

Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von Titleist »

Ist doch nicht schwer: die normalen, demokratischen Parteien, die an der Regierung sind, helfen den Rechtsaussen dadurch, dass sie immer wieder durch das, was man landläufig als Korruption bezeichnen könnte, von ihnen selbst aber als Notwendigkeiten aus allen möglichen Gründen benannt wird, durchziehen. Würden die demokratischen Parteien etwas weniger erkennbar einseitig zugunsten von Lobbies handeln, würde ein erheblicher Teil der Wählerschaft der Rechtsparteien wegbrechen. Die gefrusteten Ex-Wähler wenden sich dann den Rattenfängern zu.

Zum Thema Wahrheit und Politiker gibt es einen m.E.exzellenten Artikel aus The Intercept. Der beleuchtet die "Wahrheiten" von Donald Trump mal von einer anderen Seite. Leider liest man solche Dinge hierzulande weniger. Genau da liegt das Problem eigentlich begraben: wenn einer der größten Lügner der Politik gleichzeitig der ehrlichste Präsident ist. Weil er diverse Wahrheiten rausblubbert, die andere Politiker durch Gewäsch und 10 Minuten Nichtssagen regelmässig umgangen haben. Und einen erheblichen Teil des Volkes stört es nicht, wenn er z.B. offen zugibt, dass er mit den Saudis nicht bricht, weil die ja so schön viele Waffen kaufen.

Die Präsidenten davor hätten eine bedenkliche Miene im Interview aufgesetzt, lange elaboriert, dass man sich das alles ansehen muss und im Hinterkopf genau den gleichen Gedanken gehabt. Den aber natürlich nie öffentlich ausgesprochen. Das meine ich z.B. damit, dass die alten Regierungsparteien (und das ziemlich überall) den rechten Populisten in die Schuhe helfen. Andere Beispiele wie das Trauerspiel "Dieselaffäre" habe ich ja bereits genannt.

Added in 19 minutes 19 seconds:
@Fitchner. Ich stimme Dir in fast allem zu. Nur würde ich eben immer noch einen Schritt weiter gehen: Wir, in einer Demokratie, haben tatsächlich die Möglichkeit, mit unserer Stimme Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken. Ja, wir haben sogar Volksabstimmungen seit Neuestem. Komischerweise sind gerade bei diesen die Bürger oft vernünftiger als die Politiker. Ein Phänomen, das man auch wunderbar in den USA bei jeder Wahl beobachten kann. Da gehen jede Menge "Propositions" mit Mehrheiten durch, während gleichzeitig (am gleichen Wahltag) die gegensätzliche Politik in Form eines Senators oder Präsidenten mit Mehrheit gewählt wird. Das ist in manchen Belangen richtig krass. Tja, da kann einem eigentlich nicht mehr viel dazu einfallen.

Und so lange die Lobbies die Politik finanzieren wird sich auch nichts an der Umweltverschmutzung weltweit ändern. Wenn wir unseren Müll exportieren, billige Altkleider und ausrangierte Diesel nach Afrika schippern und die Ozeane leerfischen, können wir uns hier wunderbar toll fühlen, weil wir in ferner Zukunft mal die Kohlekraftwerke abschalten.
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Re: Friedensnobelpreis

Beitrag von sneaky_peter »

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