brennpunkt-lupo hat geschrieben:Ich habe letzt Woche mit Freunden gesprochen, die aus Chemnitz bzw. Leipzig stammen. Die Mutter dieser Freundin lebt noch in Chemnitz. Fakt ist: dort gibt es Ecken, wo die normale Bürgerschaft nicht mehr hingeht. Beispielsweise ein ÖPNV-Knotenpunkt, der in der Nacht regelmäßig Schauplatz von Auseinandersetzungen verschiedenster Gruppen ist. "Die Polizei ist da praktisch nicht verteten, solange nicht was Schlimmeres passiert." Wie kann das sein? Und das ist laut der Einheimischen kein Phänomen der letzten Wochen, sondern seit Jahren so. Und hier ist mein Problem: wie kann es sein, dass es in einer deutschen Großstadt solche "rechtsfreien Räume" gibt, wo sich die Polizei nicht mehr hintraut? Wo Verbrecherclans versuchen, die Herrschaft über ihren Kiez zu erlangen mit allen Kosequenzen?
Das gibt es in vielen Großstädten und teilweise schon seit über 25 Jahren. Das neue ist vielleicht das Ausmaß und die Nationalitäten, die sich dort rumtreiben - alles wird globaler.
Globaler wird auch die Handlungsunfähigkeit, da es an Polizei genauso wie Lehrern fehlt. Und an Entscheidungen, resolut gegen solche "Gewaltergreifungen" (versus Gewaltmonopol Staat) vorzugehen und die Regionen "zurückzuerobern".
Solange man aber lieber auf Autobahnen oder in 80er Zonen blitzt und Motorradfahrer kontrolliert, ob der Auspuff nicht zu laut ist oder vermeintliche Raser öffentlichkeitswirksam mit ZDF-Reportagen jagt, die mal +20km/h fahren ... aber ich weiche ab.
Will sagen, Prioritäten verlagern sich gerne ins einfache, banale, seit Jahren. Man schaut zu bis weg.
Und dann reagiert man mit einem seltsamen Polizeigesetz, anstatt bestehende Möglichkeiten einfach konsequent, durchgängig und langfristig anzuwenden.
Mit obigem als Kontext:
Meine Aussage zum Realismus bezieht sich auch auf was ganz anderes, menschliches. Warum laufen Hausfrauen bei Rechten Handhebern und National-Brüllern mit?
Offensichtlich suchen Leute nun eben Alianzen, und offensichtlich ist das gerade eben eine, die viele gleiche Ziele verfolgt.
Offensichtlich nehmen sie den Macht- und Kontrollverlust des Staates auch wahr und haben Angst. Sie fühlen sich von der "klassischen Politik" verlassen oder gar verachtet. Ob begründet oder nicht ist sekundär.
Sie ertragen alles einfach nicht mehr und jede Änderung oder Unmutsäußerung ist ihnen Recht.
Es hat für viele mit der schleichenden Auflösung und Gleichmachung der Identität durch Europa begonnen, es gipfelte kurz in der Griechenlandrettung (die keine war) und jetzt kommt der nächste Hammer mit Asyl.
Wer mal wirklich in Sachsen war - nicht in den doch recht aufgehübschten Städten wie Chemnitz, Dresden, ...) - versteht das Gefühl des Verlassenseins sofort. Es tropft dort förmlich aus jedem Haus und alten Hof.
Überspitzt: Da hat man ja teilweise das Trauma der Wende noch nicht überstanden, was Eigenverantwortlichkeit, Leistung und Marktwirtschaft heisst -- wie soll man jetzt locker-flockig verstehen, daß plötzlich schwarze Menschen zum Straßenbild gehören?
Deswegen nocheinmal der Aufruf: seht es differenziert, sei vorsichtig mit Urteilen. Versucht Leute mal zu verstehen. Seht euch nicht vorschnell auf der Seite der Guten und teilt alles schön in Lager auf und zettelt dann den Kampf zwischen den Lagern an anstatt sich gemein auf eine Lösung des Ursprungsproblems zu einigen.
Der Feind sind aktuell nicht die Rechten, sondern was die Politik mit dem eigenen Volk über die letzten 15 Jahre gemacht hat. Bei Lehrern gibt es dann den fatalen Satz "Aufsichts-" bzw "Fürsorgepflicht verletzt".
Philosphisch im übrigen ist rechts auch nicht falsch. Sollte eine Demokratie zu 51% aus rechten bestehen so wird und muss halt das gemacht werden. Demokratie heisst das Herrschen der Mehrheit.
Leider.