Also ich denke nicht, dass es zu einem Lawineneffekt hinsichtlich anderer EU-Exits kommen wird.
Man muss ja auch mal bedenken, dass die britischen "Leave"-Vertreter (mit falschen Zahlen) auch das ziemlich schlagende Argument der "hohen" Zahlungen an die EU hatten!
In der EU (mit GB) gab/gibt es aber "nur" 3 Nettozahler (Zahlungen an - Zahlungen von der EU): Deutschland, Frankreich und eben Großbritannien. Alle anderen 25 Staaten kommen entweder auf Null raus oder bekommen sogar mehr Hilfen als sie Beitrag einzahlen.
Dieses "schlagende" Argument fehlt also nahezu den meisten Mitgliedsländern!
Und auch das Argument der Freizügigkeit und damit für "geringeres" Geld arbeitender EU-Ausländer dürfte in ziemlich allen anderen Mitgliedsstaaten, abgesehen von Deutschland, Frankreich und vielleicht Italien und Österreich, nicht greifen, da sie ihre Bevölkerung als Arbeitskraft ja eher "entsenden" als aufnehmen.
Ich bin eh der Meinung, dass die britischen "Austrittswähler" im Wahlkampf ziemlich betrogen wurden! Zum einen stimmten die Summen der Zahlungen an die EU vorne und hinten nicht und zweitens gibt es seit Jahrzehnten in Großbritannien einen gesetzlichen Mindestlohn! Wer dort also meinte, dass Rumänen, Bulgaren, Spanier und Griechen das Lohngefüge nach unten ziehen, hat einfach gelogen!
Dies waren alles nur polemische Fangparolen, die ja (leider) ausgereicht haben.
Das Katzengejammer sehen wir ja jetzt... Schottland WIRD ein Referendum abhalten, Nordirlands Regierung wird sich wohl dem Druck der Opposition nach einem Austrittsreferendum (aus dem Vereinigten Königreich) auch recht bald beugen müssen, in London bildet sich eine Bewegung, die einen Sonderstatus fordern, Gibraltar könnte seine Beziehungen zu Spanien weiter intensivieren und dann mal schauen, wie es da weiter geht... Von den hochrangigen "Leave"-Politikern will plötzlich keiner mehr was von Verantwortung wissen und am liebsten den Austritt so lange wie möglich herauszögern und den Menschen, die sich für den Brexit entschieden haben, wird langsam aber sicher die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst.
Nicht aus den Augen lassen, dürfen wir den bereits geposteten Altersunterschied, der auch schnell dazu führen könnte, dass die jungen Leute Großbritannien den Rücken kehren und die "Alten" zurückbleiben.
Ja die EU muss sich dringend reformieren und dass sie das erst nach dem Brexit-Referendum begreifen, ist an sich schon traurig genug. ABER: Verlierer und zwar ziemlich heftig werden die Briten sein!
Was wollen die jetzt machen? So wollten Brexit-Befürworter (laut deren Versprechen im Wahlkampf) weiterhin für den offenen Zugang zum EU-Binnenmarkt werben... Den gibt es aber nicht, OHNE Zahlungen an die EU UND weiterhin die Freizügigkeit von EU-Bürgern auch am britischen Arbeitsmarkt. Dann redete man vom Norwegen-Modell. Naja schön und gut, aber was bedeutet das? Letztendlich dasselbe, was die Briten als EU-Mitglied auch hatten (Beitragszahlungen, Regularien aus Brüssel etc.) nur dann eben OHNE Mitspracherecht.
Wollte man dieses Modell haben, dann hätten die Brexit-Politiker das eigene Volk aber mal richtig an der Nase rumgeführt.
Gibt es hier Gewinner? Nein wird fast allen Ortens gesagt... Ich denke aber schon, dass es Gewinner gibt. Und zwar die "übriggebliebene" EU. Nach diesem "Erdbeben" wird sich die EU verändern (müssen) und ich denke eher zum "Guten", in den Verhandlungen zu den Briten sitzt die EU einfach am viel viel längeren Hebel und viele Menschen werden (hoffentlich) begreifen, dass es eben nicht einfach ist, Parolen (noch dazu nur halbwahre) herauszuposaunen und dann eben vor nem Scherbenhaufen zu stehen. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, dass KEINER dieser englischen Politiker es schaffen wird, für die Briten ein POSITIVES Summenspiel aus dem Brexit zu gestalten! Aber letztendlich kann man ja sagen, dass die britischen Bürger und das Volk das "vergeigt" haben, weil sie sich gegen die EU entschieden.
Und liebe AfD, die ihr ja das gleich wieder so schön für eure eigenen Parolen genutzt habt... Wenn derzeit eine solche Volksabstimmung in Deutschland laufen würde, wären nach Umfragen immer noch 79% der Deutschen für einen Verbleib. Klar ist das nur ne Umfrage, aber dafür ist sie ziemlich eindeutig! Und das OBWOHL Deutschland mit ABSTAND der größte EU-Nettozahler ist, wir als sozusagen direkter Nachbar zu den "ärmeren" Mitgliedsländern als allererste mit der Freizügigkeit der Arbeitskräfte konfrontiert sind und in der Flüchtlingsfrage vom Rest der EU ziemlich allein gelassen wurden.
Mir bleibt nur eins zu sagen... Es tut mir leid für die Briten!
Im Übrigen die Queen kann gegen den Brexit nix mehr machen. Das britische Parlament aber sehr wohl... Die werden sich aber hüten gegen eine Volksabstimmung zu entscheiden, selbst mit dem Wissen, dass wohl nach heutigem Stand sich die Mehrheit der Briten mittlerweile gegen ein "Leave" aussprechen würden.
Added in 1 hour 49 minutes 17 seconds:So siehts derzeit in London aus!
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... olles.htmlDeswegen: Armes Großbritannien
Und an alle anderen EU-Mitgliedsstaaten: Falls ihr jetzt wirklich noch austreten wollt, tut eurem Volk wenigstens den Gefallen a) mit "wahren" Zahlen, Versprechungen und Fakten in den Wahlkampf zu gehen und b) lasst sie nach einem Votum für den Austritt gefälligst nicht im Regen stehen!