Chance erkämpft, Chance vertan

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OlliS
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Chance erkämpft, Chance vertan

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Zwei richtungsweisende Spiele hatten die Benrather Oberligaspieler am vergangenen Wochenende zu absolvieren. Zu Gast im Benrather Vereinsheim waren der 1.PBC Rheinbach, Play-off-Teilnehmer im letzten Jahr, und der 1.PBC Berrenrath 2 mit seinen jungen Talenten. Die Richtungsentscheidung wurde vertagt.
BC Colours Benrath - 1.PBC Rheinbach

Der 1.PBC Rheinbach gehörte in der letzten Saison zu den Topteams der Oberliga. Da die Mannschaft in dieser Saison unverändert an den Start ging, war auch in diesem Jahr mit ihr zu rechnen. Um so überraschender, dass Rheinbach vor diesem Spieltag mit 4:4 Punkten nur auch Rang 5 der Tabelle stand. Einen Punkt und einen Platz besser war Colours Benrath. Es ging also um die Frage, wer den Blick weiter nach oben richten darf und wer sich mit der Abstiegsfrage auseinandersetzten muss.

Die vier Partien des ersten Blocks sahen wie folgt aus:

14.1 Boris Grunow - Thomas Limbach
8-Ball Dennis Zimmermann - Thomas Theurer
9-Ball Harald Heller - Alexander Streng
9-Ball Michael Ternes - Pravin Zipperer

Zunächst sah es gar nicht gut aus für die Benrather Mannschaft. Boris Grunow lag im 14.1 hinten und bei Michael Ternes und Harald Heller hießen die Zwischenstände jeweils 0:3. Einzig Dennis Zimmermann lag 3:0 in Front. Doch dann schien sich das Blatt zu wenden. Boris spielte zwar weiter unter seinem Niveau, ließ sich aber im 14.1 zumindest nicht abhängen. Michael Ternes begann sich zu wehren und verkürze den Rückstand Stück für Stück. Aus dem 0:3 wurde ein 2:4, dann sogar ein 4:5. Harald Heller machte aber weiterhin Sorgen. Aus dem 0:3 wurde ein 0:5 gegen einen gut spielenden Alexander Streng. Der Rheinbacher Thomas Theurer streute im 8-Ball einige unnötige Fehler ein, die Dennis Zimmermann konsequent nutzte. Zwar bekam Theurer noch 2 Partien ab, am Ende siegte Dennis aber erneut souverän 6:2. 1:0 für Benrath.
Der Rheinbacher Topspieler Pravin Zipperer ließ sich von Michaels Aufholjagd nicht beindrucken und spielte weiter konsequent seinen Stiefel runter. Beim Stand von 4:6 konnte Michael noch mal verkürzen, doch dann machte Pravin wieder 2 Partien und siegte am Ende verdient 5:8. Benrath-Rheinbach 1:1
Nun sah es wieder schlecht aus für die Benrather, denn in den beiden noch laufenden Partien führten jeweils die Rheinbacher. Doch was geschah da auf Tisch 6?! Als großes Kampfschwein war Harald Heller in seiner bisherigen Karriere noch nicht aufgefallen. Doch auch im fortgeschrittenem Stadium seiner Laufbahn scheint er sich noch zu entwickeln. Beim Stand von 0:5 schien ihn plötzlich der Ehrgeiz zu packen. Harald startete eine Aufholjagd, die ihm bis zum 5:5 auch gelang. Alexander Streng war nun gar nicht mehr souverän, haderte mit sich und streute den ein oder anderen Fehler ein. Harald nutzte diese. 6:5, 7:5, 8:5-Sieg. 2:1 für Benrath.
Leider ließ sich Boris Grunow nicht von diesem furiosen Comeback mitziehen. Zwar gelang ihm mit einer 30er-Serie noch mal der Anschluß, Thomas Limbach machte aber am Ende den Sack für Rheinbach zu. Zur Pause ein 2:2-Unentschieden.

Wieder mal ein Spiel, dass typisch ist für diese Oberliga. Guter Sport, Spannung pur, ein ständiges hin und her zweier ausgeglichener Teams. Was die Spannung angeht, war der Siedepunkt noch lange nicht erreicht.

Die Rückrunde startete auf drei Tischen mit den Partien

14.1 Bülent Bülbül - Alexander Streng
8-Ball Harald Heller - Pravin Zipperer
9-Ball Dennis Zimmermann - Thomas Limbach
Boris Grunow und Thomas Theurer mussten für die 2. 9-Ball-Partie auf den ersten freien Tisch warten.

Bülent Bülbül hatte im ersten Block pausiert und begann seinen Arbeitstag nun mit Volldampf. Mit glänzendem Offensivbillard setzte er Alexander Streng unter Druck, der nach zwei Breakfehlern von Bülent zwar jeweils ein Eck wegschoß, im zweiten aber jeweils einen Fehler machte und somit Bülents Fehler nicht hart genug bestrafte. Bülent wiederum nutzte die Fehler von Streng jeweils für neue Serien und beendete die Partie nach nur 6 Aufnahmen mit einem 125:57-Sieg. 3:2 für Benrath.

Harlad Heller kämpfte derweil 8-Ball. Gegen den Benrather Extrainer Pravin Zipperer lag er zu Beginn in Front. 3:1 und 4:2 hießen die Zwischenstände. Harald machte im 7.Spiel dann einen einfachen Fehler, den Pravin mit 2 Partien bestrafte- 4:4. Doch Harlald steckte nicht auf und ging erneut in Führung- 5:4. Nur noch ein Spiel bis zum Sieg für Heller. Ausgleich Zipperer, An-Aus, 5:6.
Benrath-Rheinbach 3:3
In der Partie Dennis Zimmermann gegen Thomas Limbach wurde entschieden, welches Team mit einem 4:3-Vorsprung in den entscheidenden Satz geht, wer also schon einen Matchpunkt sicher hat.
Dennis hat sich in den zweieinhalb Jahren seiner Benrather Vereinszugehörigkeit vom hoffnungsvollen Jungtalent der 2.Mannschaft zum Leistungsträger der 1.Mannschaft entwickelt. Entsprechend positiv gestimmt waren die Benrather Fans. Doch zu Beginn des Satzes schwächelte Dennis. Einige leichte Fehler schlichen sich ein und Thomas Limbach machte Spiel um Spiel. beim Stand von 4:7 sah alles nach einem weiteren Rheinbacher Punkt aus. Doch Tisch 6, an dem diese Partie stattfand, war an diesem Tag der Tisch der großen Wendungen. Wie bereits Harald Heller im 1.Block konnte auch Dennis Zimmermann diesen schon verloren geglaubten Satz noch drehen. Er fightete um jeden Ball und mit sich selbst, das konnte man sehen und spüren. Viele große Chancen ließ er Thomas Limbach nicht mehr. 8:7 für Dennis. Sein Kommentar nach dem Match: "Ich bin überrascht, dass ich nicht umfalle, so wie ich zittere!"
4:3 für Benrath. Ein Punkt war sicher.
Nun der letzte Satz. Grunow gegen Theurer. 9-Ball. Ein Satz bis acht.
Boris Grunow geht direkt in Führung, doch Theurer kontert. Hin und her, hin und her, hin, hin, her, bis zum 7:5 für Grunow. Theurer ist am Tisch und schießt im 13.Spiel die ersten Kugeln weg, bevor er eine machbare 6 verknipst. 6,7,8 und 9 liegen auf dem Tisch, die 6 unmittelbar vor der Ecktasche, die Weiße in guter Position, Stellung auf 7 kein großes Problem, auch 8 und 9 nicht schwer. Das ist der Benrather Sieg, dass ist allen klar. Boris geht runter, setzt an und .... läßt die im Loch liegende 6 noch im Loch klappern. Unglaublich, so eine Chance. Nun wieder Theurer. Er macht die Partie, eine weitere hinterher - 7:7. Schon wieder so ein Krimi. Wahrlich nichts für schwache Nerven.
Die letzte Partie des Tages. Zunächst Theurer am Tisch dann auch mal Grunow, aber beide können das Spiel nicht für sich entscheiden. Theurer macht ein paar Bälle, locht die 7, verstellt sich auf die 8. Nur noch 2 Kugeln auf dem Tisch. Die letzten des Tages. Sieg oder Unentschieden? Theurer grübelt. Er entscheidet sich für eine defensive Variante, spielt ein Save auf die 8. Und es gelingt ihm. Weiße dicht hinter 9, 8 mitten auf dem Tisch. Nun grübelt Grunow. Der Vorbänder ist möglich, ein Standardball. Doch welche Situation wird er Theurer hinterlassen? Wird Theurer die 8 sehen, wird er sie senken können? Das gilt es zu verhindern. Boris Grunow schaut sich den Vorbänder genau an, er setzt zum Stoß an, drückt ab. Es ist ein harter Stoß. Er trifft die 8 halbdick. Die Weiße laüft nach unten, am Eckloch vorbei, titscht die 9, läuft weiter, verfehlt auch das andere Eckloch. Sie bleibt auf dem Tisch. Erste Bedingung erfüllt. Nun die 8. Sie läuft auf die andere Seite des Tischs, vorbei am Mittelloch an die lange Bande, an die kurze Bande, zurück in Richtung Tischmitte, sie läuft in Richtung der anderen Längsbande, ... , oder, ...., doch in Richtung Mittelloch? Ja, oder doch eher nein, sie läuft nicht, sie kullert in Richtung Mittelloch. Noch ein paar Zentimeter, reicht die Kraft? Noch ein Stück, plumps, weg isse. Lucky Punch!
Nun noch die 9 in die Mitte. Schwerer Winkel, besonders in der Situation, aber machbar. Vielleicht einfach reinlutschen, aber Boris macht einen richtigen Stoß. Die 9 läuft zum Mittelloch, klappert noch kurz in den Backen der Tasche und fällt dann hinein. Puuuuh, muss das den immer so eng sein?

Der BC Colours Benrath schlägt den 1.PBC Rheinbach in diesem wichtigen Spiel nach hartem Kampf am Ende glücklich 5:3.
Da die Konkurrenz aus Aachen und Berrenrath am selben Tag patzte, verbessert sich Benrath durch diesen Sieg von Platz 4 auf Platz 2 der Tabelle, genau den Rang, der für das erreichen der Play-offs notwendig ist. Vor sich hatten die Benrather nur noch das Überraschungsteam des Jahres, den ungeschlagenen Aufsteiger PBC Köln-Süd.

Doch die Freude währte nur kurz. Am folgenden Tag hieß der Gegner 1.PBC Berrenrath 2. Der Talentschuppen des Bundesligavereins reiste mit allen Jungstars an. Mit dabei Sebastian Bibrach, 3. der 9-Ball-DM bei den Herren, Matthias Blehs, Pokalsieger mit der Mannschaft, und Axel Gerten, erfolgreicher B-Jugend-Spieler. Außerdem noch dabei der ebenfalls nicht zu unterschätzende Roberto Scadutto.
Berrenrath überraschte mit einem taktischen Schachzug. Matthias Blehs, ansonsten einer der beiden 14.1-Spieler der Berrenrather, spielte heute 8-Ball (und natürlich auch 9-Ball) und traf so zwei mal auf den gleichaltrigen Dennis Zimmermann. Ein kluges und selbstbewußtes Unterfangen der Berrenrather, wie sich im Nachhinein herausstellte. Matthias neutralisierte Dennis in beiden Sätzen komplett und besorgte es ihm im 9-Ball sogar richtig. An der 0:8-Klatsche wird Dennis sicherlich noch eine zeitlang zu knabbern haben.

Eine der Stützen der Benrather Mannschaft viel somit an diesem Tag aus und konnte auch nicht ersetzt werden. Schon nach dem ersten Block war dieser Spieltag erledigt. 0:4 für Berrenrath. Dabei gingen alle vier Sätze deutlich an Berrenrath.

Der 2.Block lief dann ähnlich, nur Michael Ternes konnte einen Punkt für Benrath holen, der Rest ging wieder deutlich an Berrenrath -1:7.

Ein auch in dieser Höhe absolut verdienter Sieg für die Gäste gegen eine Benrather Mannschaft, in der an diesem Tag kein Spieler auch nur annähernd Normalform erreichte. Respekt für diese gute Berrenrather Mannschaftsleistung, für einen Matthias Blehs in Höchstform und für einen erschreckend schnell immer besser werdenden Axel Gerten.

Da auch alle Benrather Konkurrenten an diesem Wochenende mindestens einmal patzten, hat sich die Situation in der Liga kaum verändert. Platz 2 (Play-off-Platz) und Platz 6 (Relegation) trennen nur 2 Punkte. Es darf weiter gehofft und gebangt, gekämpft und gezittert werden.
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