1. Bundesliga... Das Wochenende aus Dachauer Sicht.

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westen
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1. Bundesliga... Das Wochenende aus Dachauer Sicht.

Beitrag von westen »

Die längste Dienstreise des Teams aus der Brunngartenstraße führte vergangenes Wochenende bis fast an die Nordsee. Mölln war der erste Tour-Stop des Spielwochenendes — die Anreise mit dem Flugzeug praktisch Pflicht…








Nach einem sehr frühen Aufbruch in Dachau und einer beschwerlichen Autofahrt in einem Schneesturm von Hamburg nach Mölln begannen um 14 Uhr die Partien in der sehr schönen und erst dieses Jahr neu eröffneten Spielstätte der Gastgeber aus Schleswig-Holstein nicht gerade nach dem Geschmack der Dachauer Ballkünstler.


Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit war es sehr schwer, die Bälle vernünftig zu kontrollieren oder den Weg der Kugeln sicher vorherzubestimmen. Entsprechend zäh verliefen auch die 4 Auftakt-Begegnungen:
Roman Hybler, Dachaus Nummer Eins tat sich mit seinem Gegner Michael Dremsizis schwerer als erwartet, konnte die Partie aber am Ende noch recht deutlich mit 150:97 in der 13. Aufnahme für sich entscheiden.






Ungleich schwerer gestalteten sich die beiden 9-Ball Partien, wo es viel entscheidender ist, den weißen Spielball über lange Strecken unter Kontrolle zu halten. Beide Partien waren von einer Vielzahl unnötiger Fehler gekennzeichnet, wobei die Gastgeber mit den schwierigen Bedingungen offensichtlich etwas besser zurecht kamen. Sowohl Evangelos Vettas als auch Harald Stolka mussten sich in ihren Partien Heiko Blasch und Alexander Dremsizis (Möllns Nummer Eins) mit 5:11 geschlagen geben.





Der Dachauer Trainer Andreas Huber betont allerdings, dass beide Ergebnisse den Spielverlauf nicht korrekt wiedergeben, da praktisch kaum Partien an- und ausgeschossen wurden und so
„vom 0:11 bis zum 11:0 eigentlich alles drin gewesen wäre — ohne damit die Leistung irgendeines Spielers schmälern zu wollen. Heiko und Alex haben natürlich völlig verdient gewonnen, da sie einfach in den entscheidenden Momenten die Bälle versenkt oder weniger Fehler gemacht haben“.





Die 8-Ball Partie von Marcel Kirsten gegen Mike Hartmann war dann das Spiel, das die Nerven aller Zuschauer und Spieler bis aufs Äußerste spannte:
es sollte zur Erinnerung angeführt werden, dass es vor zwei Jahren ebenfalls an einem alles entscheidenden und hauchdünn entschiedenen 8-Ball Satz von Marcel Kirsten (damals gegen Alexander Dremsizis) lag, dass Mölln und nicht Dachau in die 1. Bundesliga aufgestiegen war.





Auch dieses Mal konnte sich keiner der beiden Akteure deutlich absetzen, so dass der Spielstand bis 7:7 völlig ausgeglichen war. Dann zeigte allerdings der Dachauer Nachwuchs-Star, warum man ihm mittlerweile Nerven aus Stahl nachsagt. Er nutzte einen Fehler seines Gegners zum 8:7 und beendete daraufhin in totenstiller Halle zur größten Freude seiner Mannschafts-Kollegen auch die Partie zum 9:7 Endstand mit mehreren „1000%-Stellungen“ (Zitat Huber).


Zur Halbzeit lautete der Spielstand also 2:2 — für beide Mannschaften recht versöhnlich, da es auf jeder Seite besser aber auch viel schlechter hätte aussehen können!



Nach langen Teambesprechungen auf beiden Seiten startete die Rückrunde mit deutlichen Vorteilen auf Dachauer Seite: bis auf Roman Hybler, der sich im 9-Ball erneut sehr schwer mit Michael Dremsizis und seinen eigenen Fehlern tat gingen alle Dachauer sofort in Führung.





Evangelos Vettas hörte in seinem 8-Ball einfach gar nicht mehr auf, Partien auszuschießen und musste seinem Gegner (erneut Heiko Blasch) nur ein einziges Spiel bis zum 9:1 Endstand überlassen.




Roman Hybler geriet in seinem Satz mehr und mehr in „Schieflage“ und sah sich plötzlich damit konfrontiert, dass sein Gegner beim Stand von 8:10 zum Sieg anstoßen durfte. Da es diesem jedoch nicht gelang, einen Ball beim Anstoß zu versenken, konnte der Tschechische Nationalspieler seine ganze Turnier-Erfahrung in die Waagschale werfen und lies seinen Möllner Kontrahenten bis zum 11:10 nicht mehr an den Tisch zurück!





Das Unentschieden war also sicher (wie Andreas Huber betont beim Verlauf dieses Spieltages schon eine beruhigende Tatsache…).



Nachdem 14/1endlos auf diesem Niveau immer eine unsichere Sache ist (Harald Stolka führte zwar deutlich und machte den Dachauern Hoffnung — Alexander Dremsizis ist aber eben auch Möllns Nummer Eins…) richteten sich nun alle Blicke auf das 9-Ball von Marcel Kirsten (erneut gegen Mike Hartmann). Es entwickelte sich eine exakte Kopie des „8-Ball-Krimis“ und erneut bewies der junge Dachauer seine Nervenstärke und beendete den Satz vom 9:9 Gleichstand zum 11:9 Endstand und dem Sieg für den BSV.




Damit wich nun natürlich auch der Druck von den Schultern von Harald Stolka, so dass dieser sein 14/1 sicher mit 150:77 „nach Hause“ schießen konnte.





Dachau verlies den BC Mölln also mit einem am Ende doch recht deutlichen 6:2 Sieg und machte sich auf den Weg durch den verschneiten und vereisten Norden der Republik nach Hannover, wo gerade der Titel-Aspirant Nummer Eins (PBC Fulda) gegen Hannover/Anderten verloren hatte…




Der Dachauer Trainer resümierte den Spieltag wie folgt:


„Heute waren wir am Rand einer Niederlage — da braucht man gar nicht im Angesicht des Ergebnisses Augenwischerei betreiben! Wenn die Mannschaft so spielt wie in der Rückrunde ist es zwar sicherlich schwer, uns zu schlagen aber wie schnell es gehen kann hat Fulda in Hannover bewiesen — und wir müssen da morgen auch noch hin… Zufrieden und glücklich kann man alle Mal sein…“








Nach sehr langer (3,5 Stunden!) und beschwerlicher Autofahrt durch überfrierende Nässe, Eis- und Schneeglätte erreichten die Sportler des BSV am Samstagabend gegen Mitternacht endlich Hannover um sich am Sonntag dem „Favoriten-Bezwinger“ Anderten zu stellen.




Die Spieler des BSV sollten auch schnell erfahren, wie es zu der Fuldaer Niederlage kommen konnte:
In Anderten wartete eine hochmotivierte Bundesliga-Mannschaft auf frisch bezogenen Tischen mit komplett neuen Kugeln auf die Dachauer (Traum-Bedingungen, an die man sich aber erst einmal gewöhnen muß…).





Schnell spitzte sich die Situation für den BSV auch auf allen Tischen dramatisch zu:





Außer Roman Hybler im 14/1 (gegen Christian Musmann) konnte keiner der Dachauer das Spiel kontrollieren oder an sich reißen — man lief immer einem Rückstand hinterher!




So kam es dann auch, wie es kommen musste: Roman Hybler gewann seine Partie deutlich mit 150: 54 während sich die „Gewitterwolken“ über den Tischen seiner Kollegen und über dem Gemüt ihres Trainers immer mehr verdunkelten:


Evangelos Vettas fand in einem sehr souverän agierenden Thorsten Schober seinen 9-Ball-Meister und verlor am Ende recht deutlich mit 5:11.


Harald Stolka mühte sich zeitgleich redlich (aber ohne Anstoßglück) gegen den jungen Christian Weigoni, der enorm sicher agierte und auch das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite hatte.



Eine aus Dachauer Sicht deprimierende 7:11 Niederlage war die Konsequenz dieses Satz-Verlaufes, wobei Trainer Huber seinem Spieler allerdings bescheinigt:
„sich sicher nichts vorzuwerfen zu haben — da war halt einfach nichts zu machen…“


Marcel Kirsten kämpfte einen ähnlich ungleichen Kampf gegen seinen Gegner und vor allem gegen Fortuna, die es mehr als böse mit ihm meinte — oder wie „Murphys Gesetz so schön sagt: alles, was schief gehen kann…“ Auch er konnte versuchen, was er wollte — seine Niederlage im 8-Ball (5:9) war nicht zu verhindern.





Ein 1:3 Rückstand zur Halbzeit — das gab es in der 1. Mannschaft des BSV schon lange nicht mehr — und schon lange standen die Zeichen nicht mehr so schlecht für die ambitionierten Ballkünstler von der Brunngartenstraße…





Fortuna lies auch in der Folge nicht davon ab, sich auf Kosten der Dachauer Spieler zu amüsieren:


Roman Hybler durfte erneut gegen den sichtlich überforderten Christian Musmann spielen (11:7 glanzlos aber deutlich) — seine Kollegen versuchten mit ihren Gegnern und den kleinen „Ungezogenheiten“ von Fortuna klar zu kommen. Manchmal gelang das auch ganz gut und Hoffnung keimte auf.



So z.B. als Harald Stolka beim Stand von gut 40 zu 55 Bällen begann, Brett für Brett souverän zu versenken, bis er auf 111 (!) davon gezogen war. Gerade, als alle im Raum (Zuschauer und Spieler) sich sicher waren, dass der Dachauer die Partie jetzt beenden würde — Stolka hatte gerade noch mal einen Tisch (15 Kugeln) souverän geöffnet — blieb ein einfacher Ball (Zitat Huber :…“wie zum Hohn einfach mal so…“) im Loch liegen, da der Spieler wohl eine schmutzige Stelle auf dem Ball getroffen hatte (der Billard-Spieler spricht von einer Buttage).
Als wäre das nicht ärgerlich genug, begann sein Gegner (erneut Christian Weigoni) damit, plötzlich ebenfalls sehr gut zu spielen und beendete die (von den Dachauern relativ sicher geglaubte) Partie in einer Aufnahme! (Endstand 111:150).




Auch im erneuten Aufeinandertreffen von Evangelos Vettas und Thorsten Schober (diesmal im 8-Ball) konnten die Dachauer zwischenzeitlich hoffen: Obwohl sein Gegner einer der wohl routiniertesten und besten 8-Ball Spieler der Deutschen Bundesliga ist, gelang es dem für Dachau startenden Griechen sein Spiel zu stabilisieren und zu seinem Kontrahenten aufzuschließen. Zum 6:7 beendete er eine äußerst schwere Partie sehr sicher und breakte die nächste Partie fantastisch (5 Bälle fielen in die Taschen und der ganze Tisch war „offen“). Die alles entscheidende Weiße Kugel stand sicher in der Tischmitte — bis, wie der Dachauer Trainer so schön blumig meinte: „eine der letzten noch rollenden bunten Bälle des Weges kam und sich dachte: „So geht das aber nicht — die Weiße muß auch ins Loch!““.
Diese Chance lies sich der Mann aus Hannover natürlich nicht entgehen und beendete auch noch die nächste Partie zum für Dachau vernichtenden 6:9 Endstand.





In der Zwischenzeit widerfuhr Marcel Kirsten in seinem 9-Ball gegen Fabian Nolting so ziemlich jedes Unglück, das sich ein Billardspieler so vorstellen kann: egal was er machte, es blieb gut für seinen Gegner liegen und dieser konnte ebenfalls tun was er wollte, es lief gut für ihn oder der junge Dachauer sah sich mit einem“ Trümmerfeld“ auf dem Tisch konfrontiert. Dieser Satz-Verlauf gepaart mit entsprechendem „Mieslauf“ beim Anstoß macht es schlicht unmöglich zu gewinnen — der 7:11 Endstand zeigt vielmehr, wie sehr sich Kirsten gegen sein Schicksal aufgelehnt hat…





Trainer Huber zu diesem für Dachau so ernüchternden Spieltag:


„Irgendwann hat es ja mal passieren müssen — aber dass es uns so erwischt war nicht zu erwarten… Man sollte jetzt allerdings nicht in Frustration verfallen oder sich überlegen, was wir hätten anders machen sollen oder können.
Das ist die 1.Bundesliga und kein „Kindergeburtstag“ — wer geglaubt hat, wir schaffen das ohne Blessuren ist ein Träumer! Wenn zu mittelmäßiger Leistung auch noch die „Nicklichkeiten“ von Mammi Fortuna kommen, dann ist es halt schwer, irgendetwas auszurichten… Alle anderen haben auch gepatzt (Geldern hat verloren und Fulda sogar zweimal!), jetzt sind wir halt nicht Herbstmeister mit 3 Punkten Vorsprung sondern NUR zweiter mit einem Punkt Rückstand — Ich muß es noch einmal betonen: Wir sind der kleine Aufsteiger aus Bayern und nur weil alle anderen uns zum größten Konkurrenten des Favoriten Fulda stempeln müssen wir dieser Rolle nicht zwangsweise gerecht werden.
Unser Ziel war es, die „Großen“ zu ärgern und am Ende mindestens Zweiter zu sein — und ich finde diesem Ziel werden wir bis jetzt ganz gut gerecht. Die Saison ist noch lang, unsere Mannschaft ist gut und stabil und ich denke wir werden auf jeden Fall noch für ein paar Überraschungen in der Liga gut sein — und es werden definitiv nicht nur die bösen Überraschungen sein!“
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