RIP Schimon Peres

Alles was nicht unbedingt mit Billard zu tun hat

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brennpunkt-lupo
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RIP Schimon Peres

Beitrag von brennpunkt-lupo »

Er soll in Frieden ruhen, ich verstehe bis heute nicht, wieso außer ihm auch noch Arafat und Rabin den Friedensnobelpreis damals bekommen zusammen bekommen haben. Ephraim Kishon hat es damals sehr schön auf den Punkt gebracht: die haben den Preis bekommen, weil sie einen Krieg beendet haben, den sie selber angefangen haben.... Und ich glaube nicht, dass sie das ohne Peres gemacht hätten.
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cuechanger
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von cuechanger »

In Zeiten, in denen Vernunft selten wird, schmerzt so ein Verlust besonders...
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M.Galabant
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von M.Galabant »

Ich möchte auch gerne dieses Andenken wieder kritisch Beleuchten.

Selbst wenn man versucht, die Oslo-Geschichten als einen Erfolg zu sehen, so war dieser doch auch wieder schwach und halbherzig. Ich erinnere mich deutlich an die Nachrichten damals. Während es schlimmere gab, so war auch Herr Peres eher einer, der den Status Quo nicht zu sehr ändern wollte. Es war doch mehr ein Schwimmen auf und ein bisschen neben der Linie, gerade genug. Losgelassen hat er den Zorn nie. Sicherlich wohl auch aus Furcht vor Machtverlust durch fehlende Wählerstimmen aus dem konservativen "Israel-gehört-alles"-Lager.

Kaum 2 Jahr später wurde "zooorrrrüüückgeschossen!!!":
1996 ordnete Peres nach Raketenangriffen der Hisbollah auf Nordisrael die sogenannte Operation Früchte des Zorns im Libanon an, in deren Folge während eines israelischen Artillerieangriffs auf Kana bei der Zerstörung des UNIFIL-Hauptquartiers 106 libanesische Zivilisten den Tod fanden.
Ich lese hier auch viel ambivalentes Handeln heraus: https://de.wikipedia.org/wiki/Schimon_P ... e_Karriere

Ein großer Mann war er für mich nicht. Wohl aber nicht so verblödet wie die anderen da unten (beide Seiten!).

Zum Gruß,
M
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cuechanger
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von cuechanger »

In einem Land, in dem enorm viel Macht von der politischen Rechten ausgeht, in dem das Selbstverständnis einer Nation auf den Vernichtungserfahrungen des 2ten Weltkrieges und der Jahrhundertelangen Judenverfolgung in Europa ohne eigenen und schützenden Staat basiert, unterzeichnet jeder Politiker, der mal eben sagt, wir reißen jetzt alle illegalen Siedlungen ab und setzen Oslo 1:1 um, sein eigenes Todesurteil. Auch Simon Peres musste sich diesem innenpolitischen Druck beugen. Als der Konflikt wieder eskalierte, weil auf beiden Seiten irre Radikale die Waffenruhe brachen und den Friedensprozess torpedierten, da musste er natürlich gegen die Hisbollah ziehen. Er hatte gar keine andere Wahl. aber er war der einzige, der jemals mit Macht versucht hat, überhaupt ernsthaft einen Frieden zu schaffen, der nicht die Gestalt der totalen Unterwerfung der Palestinenser zur Vorbedingung hatte. Und das in diesem Innenpolitischen Umfeld. Das er dies ernsthaft versucht hat, das macht ihn zu einem großen Mann. Jeder, der dort unten etwas dagegen unternimmt, dass weiter tausende sinnlos sterben, verdient Respekt. Und in diesem Thread hier auch bitte die angemessene Pietät.
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masterofdesaster
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von masterofdesaster »

Ich muss gestehen,dass ich es ähnlich wie Galabant sehe.

Hier ein Zitat:

Peres und mit ihm die gesamte politische Elite Israels strebe das Ziel an, das Land der Urväter in Besitz zu nehmen, das ganze Land, vom Mittelmeer bis zum Jordan. Eretz Israel, also das Land Israel, könne nicht mit den Palästinensern geteilt werden. Sie könnten allenfalls als Minderheit im jüdischen Staat geduldet werden. In ihrem Buch heißt es: "Peres vertritt eine Exklusivhaltung: Der Judenstaat sei alleine für die Juden vorgesehen, wobei die Integration der arabischen Minderheit als ausgeschlossen, ja als unvorstellbar, gilt. Im Gegenteil. Die Militärregierung soll nicht nur dafür sorgen, dass diese Minderheit fern der Mehrheitsgesellschaft am Rande lebt. Sie soll diese Trennung richtiggehend symbolisieren: Demokratie für Juden, Militärregierung für Araber."

Und hier der ganze Text:
http://www.dw.com/de/die-zwei-gesichter ... /a-5778425
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cuechanger
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von cuechanger »

Das ist die Haltung, die bei israelischen Zionisten bei Staatsgründung und spätestens nach dem Sechstagekrieg, als klar wurde wie tiefgreifend die Feindschaft zu den umliegenden arabischen Staaten ist, vorherrschend ist. Je weiter rechts die innenpolitisch stehen, desto ausgeprägter ist diese. Ich würde sogar von einer Form der "Apartheid" wie in Südafrika sprechen, also eine rassistisch oder in diesem Fall religiös motivierte Ungleichbehandlung ganzer Bevölkerungsteile. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie falsch und verwerflich ich das finde, hoffe ich.
Simon Peres ist einer der letzten Gründerväter Israels gewesen und auch er war lange Zeit ein Vertreter dieser Haltung. Aber er hat irgendwann begriffen, dass dies nicht der Weg ist und angefangen, einen anderen einzuschlagen. Aus Überzeugung und gegen unfassbar machtvollen Widerstand aus den eigenen Reihen. Und darin unterscheidet er sich von allen anderen namhaften Politikern dort. Natürlich musste er auch später noch Entscheidungen treffen, die nicht nach Friedensengel aussahen. Aber da konnte er bei Licht betrachtet gar nicht anders. Wenn Du einen Friedensprozess einleitest und Radikale aus dem eigenen und dem gegnerischen Lager torpedieren diesen durch militärische Übergriffe, dann befindest Du Dich entgegen Deinen eigenen Bemühungen und Absichten schnell ungewollt in einem Kriegszustand wieder. Das ist ja die verhängnisvolle Macht der Radikalen auf beiden Seiten, die bislang noch keiner brechen konnte und die dafür sorgt, dass kein Friedenn einkehrt. Die Seiten, die beide auf den totalen Erfolg setzen, für die Kompromisse nicht denkbar sind. Simon Peres hatte irgendwann aufgehört so jemand zu sein. Aber auch er war nicht frei im eigenen Land. Aber wenn ihn radikale Strömungen aus den eigenen Reihen wiedermal in eine Ecke zwängten, dann war glaubhaft, dass er dagegen ankämpft, während andere Staatsoberhäupter dies eher als willkommenen Anlass benutzten, um internationale Vereinbahrungen zu Gunsten der Palästinenser nicht erfüllen zu müssen.
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Re: RIP Schimon Peres

Beitrag von brennpunkt-lupo »

Ich wollte eigentlich gar nicht sehr viel mehr schreiben, als ich schon getan habe. Aber Schimon Peres mit einem Zitat Adolf Hitlers mit diesem auf eine Stufe zu stellen? Na ja, vielleicht schreib ich besser nichts dazu.


Doch, ich tu's doch:

Es gibt halt Leute mit Sinn für Verhältnismäßigkeit und Anstand und solche, die beides zumindest gut verbergen können.

Peres war sicher kein Heiliger, aber er hat halt im Gegensatz zu vielen, viel zu vielen anderen irgendwann (wie Markus auch schon schrieb) festgestellt, dass auf die Art und Weise wie auch die jetzige Führung Israels handelt auch die nächsten 2000 Jahre dort kein Ansatz zu freidlichem Nebeneinander geschaffen werden kann. Und kein großer Mann? Das liegt wie immer im Auge des Betrachters. Zumindest hat er dies hier fertiggebracht:

".....Diese* stellt einen Meilenstein im Friedensprozess dar. Beide Seiten erkannten einander erstmals offiziell an. Die Israelis akzeptierten die PLO als offiziellen Vertreter der Palästinenser, die PLO verpflichtete sich, aus ihrer Charta alle Passagen, welche die Vernichtung Israels als Ziel enthielten, zu streichen."

*Oslo Vereinbarung 1993
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