Kaufberatung: Neue Canon-DSLR

[holli]

An Euch Foto-Freaks:

Da wir nächstes Jahr eine längere Korea-/Japan-Rundreise machen werden, möchte ich das zum Anlass nehmen, um im Vorfeld unsere Canon 50D mit zwei Kit-Objektiven in Rente zu schicken (oder an eines unserer Kinder zu vererben ), und durch eine neue DSLR zu ersetzen. Da meine Frau und ich uns zwar 'mal mit dem Thema intensiver beschäftigt haben (Intensivkurs bei 'nem DGPH-Mitglied), aber irgendwie noch gaaaanz am Anfang stehen, möchte ich das Wissensdefizit in den nächsten Monaten ein wenig reduzieren;-).

Auf jeden Fall möchten wir mit der neuen Ausstattung eine solide Grundlage für die Zukunft schaffen.

Bedingungen:

• Canon (haben uns an die Bedienung gewöhnt)
• Foto UND Video (Full-HD)
• hohe Qualität für unterschiedlichste Anwendungen (Sport, Landschaft, Tiere, Portrait...)
• GPS (ggfs. auch als Zusatzoption; aber Ablage direkt in die EXIF-Daten - nachträgliche Synchronisation machen wir gerade - zum Kot...en)
• Blitz muss nicht unbedingt integriert sein. Wenn extern (z. B. Speedlite xyz - welcher???), sollte gleichzeitig aber auch GPS möglich sein (also nicht den Blitzschuh belegen).
• Die 50D macht 6,3 B/s. Das schätze ich sehr und möchte mich nur sehr ungerne verschlechtern.

Sollte es APS-C oder doch besser Vollformat sein?

Bisher bin ich bei 70D, 5D MK3, 6D, 7D MK2 gelandet. Welchen Body würdet Ihr empfehlen? Welche Objektive empfehlt Ihr, abhängig von Eurer Body-Empfehlung, als Erstausstattung? Tamron Immerdrauf? Oder lieber zwei anständige Canon EF(-S)? Ich möchte hier nicht in (unter)durchschnittliche Kit-Objektive investieren, um dann zu merken, dass ein paar hundert Euro Aufpreis zu einem/zwei anständigen Objektiv(en) viel besser investiert gewesen wären.

Macht es Sinn, auf die nächste Funkausstellung zu warten, weil dann vielleicht eine neue "xyzD MK irgendwas" vorgestellt wird, die dann zur deutlichen Preissenkung des bisherigen Modells führt, das eigentlich Eure aktuelle Empfehlung wäre?

Fragen über Fragen..... Aber, nachdem ich nun einiges gelesen habe, habe ich das Gefühl, noch weniger zu wissen, was ich will. Vielleicht könnt Ihr aus Eurer Erfahrung heraus Tipps geben? Das ist mMn sinnvoller, als in einem Foto-Forum diese Frage zu stellen. Ich glaube, da treffen die Verfechter unterschiedlicher Philosophien noch stärker aufeinander. Hier ist die Diskussion hoffentlich rationaler und praxisbezogener .

Über ein paar Tipps würde ich mich riesig freuen .

[Breakfoul]

Okay, ich versuche mal, zu sortieren...

Sollte es APS-C oder doch besser Vollformat sein?

Die Frage musst Du Dir selbst beantworten anhand der bevorzugten Motive. Ich selbst habe zwei APS-C (600D und 7D), aber da ich ausschliesslich Natur fotografiere, kommt mir der Cropfaktor natürlich entgegen sowohl beim Telezoom als auch bei den Makro-Objektiven.

Bisher bin ich bei 70D, 5D MK3, 6D, 7D MK2 gelandet. Welchen Body würdet Ihr empfehlen?

Naja, die Auswahl verkleinert sich ja schon anhand der von Dir geforderten Spezifikationen (Video, GPS, BPS usw.). Check auf der Canon-HP nach, welche Bodys Deine Wünsche erfüllen und dann geh zum nächsten Elektronik-Markt Deines Vertrauens und lass Dir die Geräte zeigen.

http://www.canon.de/for_home/product_fi ... gital_slr/

Macht es Sinn, auf die nächste Funkausstellung zu warten, weil dann vielleicht eine neue "xyzD MK irgendwas" vorgestellt wird, die dann zur deutlichen Preissenkung des bisherigen Modells führt, das eigentlich Eure aktuelle Empfehlung wäre?

Klares Nein. Denn bei der übernächsten Funkausstellung kommt sicher was noch tolleres heraus und bei der überübernächsten was nochnochtolleres und wenn Du immer wartest, hast Du Dein Leben am Ende mit Warten verbracht und nicht mit Knipsen.

Welche Objektive empfehlt Ihr, abhängig von Eurer Body-Empfehlung, als Erstausstattung? Tamron Immerdrauf? Oder lieber zwei anständige Canon EF(-S)? Ich möchte hier nicht in (unter)durchschnittliche Kit-Objektive investieren, um dann zu merken, dass ein paar hundert Euro Aufpreis zu einem/zwei anständigen Objektiv(en) viel besser investiert gewesen wären.

Ich empfehle Dir beides. Kauf Dir für die Reise ein Reisezoom als Immerdrauf, die Bildquali wird schon nicht so schlecht sein und nach der Reise verkaufst Du es im Foto-Forum. Dann hast Du aber einen universellen Brennweitenbereich abgedeckt und hast nicht ständig die Fummelei mit dem Objektivwechsel. Ich unterstelle mal, dass die Reisefotos auch vordergründig als Erinnerung dienen sollen und Du damit nicht Fotowettbewerbe gewinnen willst. Kauf Dir für die Zeit danach dann Spezialobjektive.

Eventuell informiere Dich mal, ob Du speziell bei dem genannten Reiseziel (!) auch nicht Body und Objektive lieber vor Ort kaufst, meines Wissens sind die Sachen dort wesentlich günstiger zu bekommen als hier.

Noch eine Anregung zum Schluss: Ich hätte keine Lust, auf so einer Reise eine derartige Fotoausrüstung die ganze Zeit herumzuschleppen. Ich würde mir wahrscheinlich eine PowerShot oder irgendwas in der Art kaufen, was klein und handlich ist und trotzdem noch halbwegs vernünftige Bilder liefert.... ist aber (wie gesagt) wiederum auch eine Frage des Anspruchs.

So, ich hoffe, ich konnte ein paar Denkanstöße liefern. ;)

[sneaky_peter]

hallo holli,
die frage nach der eierlegenden wollmilchsau habe ich mir auch schon oft gestellt

zur frage crop oder vollformat: bei einer solchen reise wirst du viel landschaft und architektur fotografieren. daher eher vollformat, weil du damit keine brennweite verschenkst. croppen kannst du bei entsprechender bildqualität hinterher genauso gut. meine empfehlung ist die 6d.

bei objektiven gibt es mehrere möglichkeiten. bei zoomobjektiven bist du mit dem 17-40II und dem 70-200 2.8 schon ziemlich gut bedient. evtl. noch das 50 1.4 dazu. nachteile: hohes gewicht, geringere lichtstärke, höherer preis.

alternativ als klassische festbrennweiten das 35 1.8, das 50 1.4 und das 85 1.8. die sind günstiger, lichtstärker und bieten allesamt gute freistellungsqualitäten. meiner erfahrung nach mache ich die allermeisten bilder in diesem brennweitenbereich. für mehr brennweite gibt's telekonverter, die nicht die welt kosten und auch nicht viel wiegen. statt des 85er wäre auch das 100er makro mit is in betracht zu ziehen. das taugt auch sehr gut als portraitlinse, ermöglicht aber eben auch makros.

wie breakfoul schon ganz treffend bemerkte, spielt das gewicht eine nicht ganz unwichtige rolle. ich für meinen teil tendiere immer mehr dazu, nicht mehr so schwer tragen zu wollen. daher habe ich mir eine spiegellose kamera zugelegt und zwar die olympus omd e-5mkii mit dem 14-42 2.8 pro.
habe gerade den ersten urlaub damit bestritten und bin eigentlich ziemlich zufrieden. die bedienung ist aber schon komplett anders und man braucht etwas zeit, sich daran zu gewöhnen.
sony und fuji haben da von der bildqualität ebenfalls sehr gute kameras, auch in sachen objektiven bietet das micro four thirds system schon sehr gute qualität von diversen anbietern.
du könntest somit deine 50d also einfach behalten und dir ein zweites system zulegen, wenn du mal nicht so viel metall und glas tragen magst.
letztlich muss man immer kompromisse schließen, wenn man nicht immer 10kg+ mit sich rumschleppen will.
wenn ich aber die bilder meiner etwas über 800g schweren oly (inkl. objektiv) so betrachte, muss ich sagen, dass ich mmer weniger bock auf die 10kg mehr habe...

Added in 27 minutes 39 seconds:
auf einen blitz konnte ich bisher immer gut verzichten.

die oly macht übrigens 10,5 bilder/sek und kann natürlich full hd video mit bis zu 60 bildern/sek. in verbindung mit dem is ist das schon ziemlich gut. der af ist sehr schnell und auch bei schwachem licht sehr zuverlässig.

[holli]

Hallo Breakfoul,
hallo Peter,

zunächst 'mal ein gaaaaaaaaanz großes "Danke" an Euch beide für Eure ausführlichen Antworten. Das hilft mir sehr weiter. Ihr lasst mich mit Euren Ideen in eine ganz neue Richtung denken. Solche Antworten hätte ich in einem Fotoforum nie im Leben bekommen;-).

Das Thema "Gewicht" und Schlepperei der Ausrüstung hatte ich irgendwie auch schon immer im Hinterkopf. Habe aber nicht weitergedacht wie Ihr, und an eine (vielleicht nur vorübergehende) Alternative gedacht. jetzt werde ich mich 'mal intensiver mit dem Thema "Systemkamera" beschäftigen. Die Idee gefällt mir sehr gut.

Abhängig von der eventuellen Entscheidung für eine Systemkamera und die Erfahrungen damit werde ich dann entscheiden, ob ich den Weg DSLR weitergehe und entweder die 50D mit anständigen Objektiven pimpe, vielleicht auch noch den Body tausche, oder mit der Systemkamera zufrieden bin.

Noch einmal Danke!!!

[Christian]

Ich kann sneaky_peter nur Recht geben. Eine Kamera, die alles von Dir gewünschte kann, wird sehr schwierig zu finden sein. Die 6D besitze ich jetzt auch seit knapp zwei Jahren und bin eigentlich voll zufrieden mit ihr. An die 6,3 Bilder/Sekunde kommt sie mit ihren 4,5 Bildern zwar nicht ganz ran, aber auch hier müsstest Du abwägen, wie schnell sie wirklich sein muss.

Die 5D III und die 70D haben beide kein GPS, soweit ich weiß. Das hat wiederum die 6D. Ich benutze dies aber nicht, da der Gebrauch von GPS sehr stark auf den Stromverbrauch geht und der Akku sehr schnell leer ist (auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist!!!).

Wenn es unbedingt eine Canon sein muss, dann würde ich Dir aus dem Bauch heraus die 7D II empfehlen. Diese wird von vielen Fotografen als Backup zur 5D III eingesetzt. Falls Du Kontakt zu Dachau haben solltest, dort findest Du einen guten Fotografen, der Dir bestimmt viel zur 5D III und 7D II geben kann, da er beide besitzt.

Die vorgenannten Objektive sind nicht die verkehrtesten, aber preislich bist Du schon mit einigen Tausendern dabei (ohne Body). Aus meiner Erfahrung heraus kann ich folgende Linsen empfehlen:

- EF 16-35mm f/4L IS USM, ein Ultraweitwinkel an Vollformat mit sehr guten Abbildungseigenschaften (auch bis zum Rand hin). Meiner Meinung nach besser als das EF 16-35mm f/2.8L USM

- EF 24-105mm f/4L IS USM als mein immer drauf Objektiv auf Reisen. Ein guter Kompromiss aus Gewicht und Leistung aber dem EF 24-70mm f/2.8L II USM deutlich unterlegen

- EF 70-200mm f/4L IS USM, als mein zweites Reisezoom. Sehr gute Abbildungseigenschaften bei geringem Gewicht. Das EF 70-200mm f/2.8L IS II USM benutze ich ausschließlich für Billard. Mir wäre als Reisobjektiv definitiv zu schwer.

Die von sneaky_peter genannten Festbrennweiten kann ich das 50mm f/1.4 und das 85mm f/1.8 definitiv empfehlen. Ersteres habe ich jetzt durch das 50mm f/1.2 ersetzt. Das 35er hatte ich noch nicht zu Testzwecken in der Hand.

Alles in allem ein nicht preiswertes Vergnügen und daher finde ich Rat zu den Bridge-Kameras gar nicht mal so verkehrt, da sie einen sehr guten Kompromiss aus Gewicht und Leistung darstellen.

edit... upps, zu lange geschrieben und den zweiten Post verpasst... :-(

[holli]

Hi Christian,

auch Dir herzlichen Dank für die qualifizierte Antwort! Sie deckt sich ja so ziemlich mit dem, was Breakfoul und sneayk_peter geschrieben haben; und unterstützt mich in der Entscheidung, mich mit Bridge-Kameras zu beschäftigen.

Added in 3 minutes 3 seconds:

...intensiver mit dem Thema "Systemkamera" beschäftigen. ...
...Abhängig von der eventuellen Entscheidung für eine Systemkamera und die Erfahrungen...
...oder mit der Systemkamera zufrieden bin. ...

Ich meinte natürlich "spiegellose Systemkamera" bzw. "Brigde-Kamera"

[Breakfoul]

Stromverbrauch

Gutes Stichwort, das hatte ich vergessen zu schreiben. Egal, wofür Du Dich entscheidest: Für so eine Reise benötigst Du natürlich auch gegebenenfalls Reserve-Akkus und leistungsfähige Speicherkarten.

[holli]

Jupp, hatte ich ohnehin Beides auf dem Plan;-). Mittlerweile gibt's ja sogar schon 512 GB-SDXC-Karten...

[holli]

Entsprechend Eurer Empfehlungen habe ich 'mal in Richtung Bridgekameras gelesen. Wenn die so gut sind, wie man es von einigen liest, scheint das tatsächlich eine gute Alternative für die Reise zu sein. Werde mir mal ein paar ansehen, wenn möglich auch ausleihen. Nikon, Sony, Olympus... bieten da ja einige interessante Modelle an. Wird zwar nicht die allerbesten Ergebnisse liefern, aber für das, was ich damit will, wird es vermutlich reichen. Bin sehr gespannt:-).

[willusch]

Wenn ich mir als Laie einen Hinweis erlauben darf. Schau dir mal die Nikon P610 an.

Nachdem ich mir einige Jahre ne Bridge "geliehen" (Olympus) habe, wollten wir immer eine eigene mal holen. Das ist nun vor Weihnachten dank Amazon (30 % Rabatt auf WHD) endlich passiert.

So gabs die Cam für 200 € statt für 315 €

Ich hab von Fotografie und Co. keine Ahnung, hatte mich aber ein bisschen eingelesen. Wie sooft gibt es immer was zu bemängeln (bei der P610 z.B. Kanstenschärfe), aber für mich als Laien nicht nachzuvollziehen.

Tolle Fotos und eine wahnsinns Ausstattung: 60x Zoom, Wlan/NFC, Klappdisplay, Näherungssensor.

Für mich kam eine DSLR wegen dem ganzen "Kram" nie in Frage. Ich finde eine Bridge ist eine sehr gute "Zwischenlösung". "Nur" für eine Reise sollte das völlig ausreichen.

Alternativ kannst du dich nach Sony DSC-HX400V einlesen.

[holli]

Danke für Deine Tipps - kommen mit auf die Liste;-))).

[Breakfoul]

Nikon, Sony, Olympus... bieten da ja einige interessante Modelle an.

Dafür kann dann (zum Beispiel) das DSLR-Forum wiederum nützlich sein, da gibt es neutrale Meinungen von Usern und Threads mit Beispielbildern (auch für Bridge-Cams). Sobald Du ein paar Modelle in der engeren Auswahl hast, kannst Du da zur Ergänzung noch mal nachlesen.

http://www.dslr-forum.de/

[TheBankerman]

Neutrale Meinungen gibt es in dem Forum nie :-))

[Breakfoul]

Naja... Ich mag das Forum auch nicht besonders, unter anderem weil es zum Teil sehr unfreundlich moderiert wird. Und mit der Frage "Mit welcher Kamera soll ich in den Asienurlaub fahren" entsteht nur wieder ein Bier-und-Chips-Thread, da hat Holli schon recht.... Aber Beispielbilder lügen nicht.

[holli]

Da hatte ich mich 2011 schon 'mal registriert- Danke für die Erinnerung;-). Werde da 'mal wieder 'reinschauen. Infos bekommt man da auf jeden Fall.